Alltag im D-Netz

Hallo-Spiel

Die richtige Verbindung

Erfahrene D-Netzler wissen, dass ein Mobiltelefon Verbindung schafft, und zwar auf mancherlei Weise. Bieten Sie mal dem hübschen Mädchen am Nebentisch, das ständig nervös auf die Uhr schaut, doch mal Ihr Handy an. Wenn der junge Herr Verehrer tatsächlich zu spät und sie sauer auf ihn ist, dann haben Sie schon halb gewonnen. Das Gespräch setzen Sie am besten im Kino oder beim Abendessen mit ihr fort – aber schalten Sie vorher das Gerät aus. Jetzt wollen Sie sicher nicht gestört werden…

Es ist im Übrigen schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Leute mit normalen und mobilen Telefonen umgehen. Die meisten melden sich beim Abheben normalerweise mit Namen. Im D-Netz dagegen raunzen sie ein knappes „Ja“ oder „Hallo!“ ins Mikro, vielleicht, um weniger aufzufallen. Jemand, der sich in der Straßenbahn plötzlich mit „Guten Tag, hier Sanitärgeschäft Müller und Söhne, was kann ich für Sie tun?“ meldet, läuft tatsächlich Gefahr, für einen gefährlichen Spinner gehalten zu werden und, fest verschnallt, im Sanitätswagen zu landen.

Das „Hallo“-Spielchen artet aber spätestens dann zur Slapsticknummer aus, wenn der Anrufer, durch eine schlechte Verbindungsqualität gestärt, ebenfalls mit „Hallo“ antwortet. Das kann stundenlang so weitergehen. Am besten, Sie sagen nur kurz Ihren Namen. Dann ist der andere sofort am Ball.

Einfach mal abschalten

Der Zeitgenosse, der den D-Netz-Werbespruch „überall erreichbar“ erfunden hat, gehört zur Strafe auf den nächsten Telefonmasten gejagt. Kein Mensch möchte überall erreichbar sein.

DenÖrtchenken Sie nur an den Ort, wo der Kaiser zwar zu Fuß, aber gewiss nicht mit Handy hingeht. Mobiltelefone dienen in erster Linie nicht der Erreichbarkeit, sondern dem aktiven Kommunizieren. Sprich: Sie wollen zwar jederzeit und überall andere anrufen können, aber nicht unbedingt angerufen werden.

Bleibt die Frage, warum die wenigsten D-Netzler die Anrufbeantworter-Funktion ihres Geräts richtig nutzen. Dabei ist diese Schaltung die ideale Methode, um auf dem Laufenden zu bleiben, ohne unterwegs ständig Anrufe entgegennehmen zu müssen.

Bedenken Sie aber, dass der Ansagetext so etwas wie eine gesprochene Visitenkarte darstellt. „Oskar Schlemmermann, bitte sprechen Sie nach dem Signal“ ist zwar kurz und präzise, ermutigt aber keinen Anrufer, tatsächlich eine Nachricht zu hinterlassen. Wie anders klingt doch: „Guten Tag, hier Alfons Pampelmuse. Ich kann zwar im Augenblick nicht persönlich mit Ihnen sprechen, aber ich häre meinen Anrufbeantworter regelmäßig ab und werde dann gleich zurückrufen.“

Es lohnt sich auch, den Ansagetext gelegentlich zu ändern. Der Anrufer weiß dann, wo Sie gerade sind und hat das Gefühl, Sie kümmern sich wirklich um Ihre Gesprächspartner. „Guten Tag, hier Walter Rannmann, ich bin bis 15 Uhr in einer Sitzung, rufe Sie aber anschließend zurück“ klingt vertrauenswürdig und dynamisch. „Ich bin bis einschließlich Dienstag auf Geschäftsreise“ sorgt wiederum dafür, dass der Anrufer keine Zeit und Energie mit nutzlosen Versuchen vergeudet, Sie vorher ans Rohr zu bekommen.


Aus: D-Netz-Knigge – ein Benimmführer für mobiles Telefonieren. Text: Tim Cole – Illustration: Cellnet/David Haldane – © 1994 by Motor-Presse Stuttgart

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