Bald Aus für die Europa-Cloud?

Es war einmal eine Göttin namens Gaia, die als Göttin der Erde und als Urmutter aller anderen Gottheiten angesehen wurde – so jedenfalls lauten Erzählungen aus der griechischen Mythologie. Nach diesem prominenten Vorbild ist das europäische Cloud-Projekt Gaia-X benannt worden. Doch rund um Gaia-X wird es immer leiser.

Mit dem ambitionierten Ziel gestartet, eine Alternative zu den US-amerikanischen Tech-Hegemonen zu bieten, ist das Förderprojekt zuletzt merklich ins Straucheln geraten. „Der Staat lässt die Europa-Cloud hängen„, titelte letztes Jahr die Welt. Jüngst kündigte auch der Bund an, das Digitalisierungs-Förderprojekt nicht länger finanziell zu unterstützen. Eigentlich wollte man Cloud-Infrastrukturen mit verbesserter Datennutzung groß ausrollen – ein Anliegen, welches für viele Branchen attraktiv schien. Doch die Pläne wurden nun von der Realität eingeholt – vergleichbar ergeht es auch dem ähnlich gelagerten Projekt „European Payments Initiative“.

Die Stolperfallen des Projekts sind vielseitig: Zu lange wurden theoretische Konzepte diskutiert und Regulierung definiert, ohne dabei ein klares Ziel vor Augen zu haben. Immer mehr Mitglieder sprangen ab, der europäische Föderalismus wurde zur bürokratischen Herausforderung. Schließlich wurden gar die vermeintlich US-Wettbewerber ins Boot geholt, was viel Kredibilität kostete. Die anfängliche Euphorie ist also schon länger einer Ernüchterung gewichen.

Zudem fehlen bislang kritische Basiskomponenten für Gaia-X, die sogenannten Federation Services. „Stand heute kann es ja noch gar keine Gaia-Services geben – weil die Spezifikationen noch nicht veröffentlicht sind“, so T-Systems-Technikvorstand Maximilian Ahrens. Angeblich sei noch keine Zeile Programmcode geschrieben worden. „Und ohne Services gibt es auch noch keine Produkte, die auf Gaia-X-Services basieren,“ sagte  Ahrens der Welt am Sonntag.

Vielleicht ist der aktuelle Budget-Cut ein guter Zeitpunkt für eine Rückbesinnung und Fokussierung des Projekts. Die Idee einer europäischen Cloud hat mehr denn je eine Berechtigung – ist wichtig für die digitale Souveränität von Europa. An der Umsetzung und Praktikabilität der Konzepte muss dringend gearbeitet werden.

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