Deutsche und Holländer: Auch die Cloud hat Grenzen

Jedes Volk hat so seine festen Vorstellungen über das jeweils andere. Faule Italiener, französische Feinschmecker, spleenige Briten und trinkfreudige Skandinavier, zum Beispiel. Auch im Verhältnis mit unseren nächsten Nachbarn, den Niederländern, sind Stereotypen an der Tagesordnung.  Eine Holländerin, die ich kenne, sagte mir, die Deutschen seien so weinerlich. „Denen kannst du gar nichts recht machen“, meinte sie, die immerhin 36 Jahre in Düren gelebt hat, also gerade einen Katzensprung über die Grenze. Ihr Mann, der Deutscher ist, sagt dagegen, die Holländer seien viel flapsiger als die Deutschen. Spontaner. „Die Holländer sagen, was sie denken,“ sagt seine Frau – und ecken damit manchmal an.

Wenn es um Cloud Computing geht, zeigen sich die unterschiedlichen Volkscharakter besonders deutlich. Das behaupten jedenfalls die Meinungsforscher des Forsa-Instituts, die im Auftrag des Internet-Providers Strato insgesamt 1.003 Internetnutzer in beiden Ländern befragt haben nach ihrer Einstellung zu Cloudlösungen wie Dropbox, Microsoft One Drive, Google Drive oder iCloud. Und tatsächlich: Unterschiedlicher hätte das Ergebnis nicht ausfallen können.

Das deutsche Wort „Angst“ hat ja längst Eingang gefunden in andere Sprachen, zum Beispiel meine Muttersprache Englisch, wo wir eine dezidierte „German Angst“ kennen: eine tiefe, aber unbestimmte Furcht vor allem Neuen. „Ändern lässt sich gar nix denn sonst hätten wir’s längst gemacht“, sang der Kabarettist Georg Kreisler, der zwar ein Österreicher war, aber jeder weiß, dass die Österreicher die besseren Deutschen sind. Es ist also völlig klar, dass der Deutsche mehr Angst vor der Cloud hat als der Niederländer. Sind meine Daten dort tatsächlich sicher? Oder können sich Mitarbeiter bei einer Tasse Kaffee gemütlich meine Daten ansehen und damit Unsinn anstellen? Genau davor fürchten sich 85 Prozent der Befragten, die keine Cloud nutzen. 44 Prozent beschleicht überhaupt ein Gefühl der Unsicherheit, wenn sie online gehen.

Der Holländer nimmt es gelassener. 74 Prozent von ihnen fühlen sich online entweder „sehr sicher“ oder „eher sicher“. Nur 20 Prozent machen sich Sorgen beim Surfen. Und während nur 51 Prozent der Deutschen sich selbst als Cloudnutzer verstehen, sind es bei den Holländern bereits 59 Prozent. Dass inzwischen fast jeder Onliner irgendwie die Cloud nutzt, weil dort die meisten Inhalte liegen, die sie per PC-Browser oder Smartphone abrufen, ist natürlich den meisten in beiden Ländern gar nicht klar…

Schaut man etwas genauer hin, offenbaren sich durchaus landesspezifische Nutzerverhalten. So speichern 88 Prozent der Deutschen ihre Daten lieber auf bekannten physischen Medien wie Festplatte, SD-Karte, CD, DVD oder USB-Stick. Holländer sind da mutiger: Nur 73 Prozent meiden dafür die Cloud. Wenn man sie fragt wieso, antworten 85 Prozent der Deutschen mit „ich befürchte, dass unberechtigte Dritte auf meine Daten zugreifen können“. Das glauben nur 65 Prozent der Holländer. Ähnlich (84 zu 66 Prozent) sieht es aus mit der Angst, dass Hacker oder Geheimdienste auf die Daten zugreifen könnten. Und auch die Skepsis vor den Cloud-Anbietern selber ist bei den Deutschen (81 Prozent) größer als bei den Niederländern (60 Prozent, wenn sie gefragt werden, ob sie Angst haben, ihr Provider könnte die Daten für andere Zwecke verwenden. Oh, heiliger Datenschutz, steht uns bei!

Immerhin: Wer schon mal einen Ausflug in die Cloud gewagt hat, entdeckt dort in der Regel Dinge, die ihm gefallen. Der größte Vorteil der Cloud, das sagen Nutzer in beiden Ländern, sei der Schutz vor Datenverlust (78 Prozent) und die Unabhängigkeit von physischen Speichermedien (76 Prozent). Gut gefällt ihnen, dass man von überall und mit jedem Gerät auf Inhalte wie Urlaubsphotos oder Partyvideos zugreifen kann (75 Prozent). 51 Prozent mögen es, wenn sie Daten mit Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen teilen können.

Und da ein Provider, die Firma Strato, bei der Studie die Fragen gestellt hat, wollten sie auch wissen, wie sie selbst gesehen werden. Das wichtigste Auswahlkriterium ist bei den Kunden offenbar das Vorhandensein passender Schnittstellen zur Cloud, denn die Mehrheit will nicht nur über den Desktop-PC auf Daten zugreifen, sondern auch über Laptop, Smartphone und Tablet. Und dann ist da die ewige Frage nach der Sicherheit, wobei sich die Deutschen offenbar am wohlsten fühlen, wenn sie wissen, dass die Server in Deutschland stehen. Jeder zweite Befragte ist sogar bereit, dafür mehr Geld zu bezahlen. Dafür offenbaren viele selbst einen ziemlich laxen Umgang mit der Sicherheit. Jedenfalls verlangen nur 64 Prozent von ihrem Anbieter, dass sich die Daten verschlüsseln lassen müssen.

Die Kollegen von Strato haben aus den Umfrageergebnissen eine Checkliste abgeleitet mit Dingen, auf die der Kunde achten sollte, wenn er die große Abenteuerreise in die VCloud antreten will.

  • Achten Sie auf den Datenschutz: In welchem Land hat der Anbieter seinen Unternehmenssitz? Kann der Anbieter ein Sicherheitszertifikat vorweisen?
  • Denken Sie an die Verschlüsselung: Können Sie bei dem Anbieter Ihre Daten verschlüsselt ablegen?
  • Achten Sie auf den Speicherplatz: Bietet der Anbieter ausreichend Kapazität, damit Sie genügend Daten speichern können? Können Sie den Speicher nachträglich erweitern?
  • Prüfen Sie die Schnittstellen: Können Sie die Cloud auch mit dem Smartphone von unterwegs nutzen?
  • Nehmen Sie die Bedienbarkeit unter die Lupe: Ist die Cloud-Lösung so übersichtlich aufgebaut, dass Sie sie im Alltag schnell bedienen können?

Das sind wohl Dinge, auf die man sich dies- und jenseits der Grenze einigen kann, oder?

 

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