Die Deutschen und ihr Gruß

Jemand hat neulich auf Quora folgende Frage gestellt: Seit wann gab es den Hitlergruß bei der NSDAP und wer hat ihn eingeführt? Das ist eines dieser Fragen, die sich bei mir im Hinterkopf einnisten und keine Ruhe geben. Außerdem lebe ich unweit von Braunau am Inn, wo das Unglück bekanntlich seinen Lauf nahm. Also habe ich meine Hausaufgaben gemacht, und das hier ist dabei herausgekommen.

Der gesprochene Gruß „Heil“ wurde in der pan-deutschen Bewegung um 1900 populär. Er wurde von den Anhängern von Georg Ritter von Schönerer verwendet, dem Vorsitzenden der österreichischen Alldeutschen Partei, der sich als Führer der österreichischen Deutschen betrachtete und den der Historiker Carl E. Schorske als „der stärkste und konsequenteste Antisemit, den Österreich hervorgebracht hat“, bezeichnete – lange bevor Hitler kam.

Hitler übernahm von Schönerer, den er bewunderte, sowohl den „Heil“-Gruß, der in seiner angenommenen „Heimatstadt“ Linz als Junge gebräuchlich war, als auch den Titel „Führer“ für den Chef der NSDAP.

Im Herbst 1923 grüßten einige Mitglieder der NSDAP Hitler mit dem starren, ausgestreckten rechten Arm, der daraufhin seine rechte Hand mit dem Ellenbogen nach hinten gekrümmt und mit der Handfläche nach oben geöffnet als Geste der Anerkennung erhob. Im Jahr 1926 wurde der Nazi-Gruß für alle Parteimitglieder zur Pflicht erklärt. Er diente als Bekenntnis zur Partei und als Grundsatzerklärung nach außen. Gregor Strasser schrieb 1927, dass der Gruß an und für sich ein Treuebekenntnis zu Hitler sowie ein Symbol der persönlichen Abhängigkeit vom Führer sei.

Dennoch blieb das Bestreben, den „Deutschen Gruß“ durchzusetzen, nicht unumstritten. Einige Parteimitglieder stellten die Legitimität des sogenannten Römischen Grußes, der im faschistischen Italien verwendet wurde, als undeutsch in Frage. Daraufhin wurde von den Nazis versucht, seine Abstammung durch die nachträgliche Erfindung einer Tradition zu begründen. Im Juni 1928 veröffentlichte Rudolf Hess einen Artikel mit dem Titel „Der faschistische Gruß“, in dem er behauptete, dass die Geste in Deutschland bereits 1921 verwendet wurde, bevor die Nazis von den italienischen Faschisten gehört hatten.

1942 sagte Hitler über die Ursprünge des Grußes:

Ich habe ihn zum Gruß der Partei gemacht, lange nachdem der Duce ihn übernommen hatte. Ich hatte die Beschreibung der Sitzung des Wormser Reichstages gelesen, in deren Verlauf Luther mit dem deutschen Gruß gegrüßt wurde. Er sollte ihm zeigen, dass man ihm nicht mit Waffen, sondern mit friedlichen Absichten begegnete. Zu Zeiten Friedrichs des Großen salutierte man noch mit dem Hut, mit pompösen Gesten. Im Mittelalter zogen die Leibeigenen demütig ihre Haube ab, während die Adligen den deutschen Gruß zeigten. Im Bremer Ratskeller habe ich um das Jahr 1921 zum ersten Mal diese Art des Grußes gesehen. Er muss als Überbleibsel eines alten Brauchs angesehen werden, der ursprünglich bedeutete: „Seht, ich habe keine Waffe in der Hand!“ Ich führte den Gruß auf unserer ersten Versammlung in Weimar in die Partei ein. Die SS gab ihm sofort einen soldatischen Anstrich. Von diesem Augenblick an ehrten uns unsere Gegner mit dem Beinamen „Hunde der Faschisten“.

 

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