Die Mouche macht den Mann

Auf Quora wollte neulich einer von mir wissen, wie man das kleine Haarbüschel nennt, dass sich einige direkt unter der Lippe wachsen lassen. Und wie so oft bei Quora-Fragen hat sich die Suche nach einer Antwort als eine spannende Reise entpuppt, diesmal durch die Kulturgeschichte der männlichen Gesichtsbehaarung.

Im Friseurjargon wird das Zurücklassen des Haares, das unter dem Mund wächst, als „goatee“ bezeichnet und vom Oxford Englisch Dictionary definiert als „ein Bart, der in Form eines Büschels gestutzt ist, am Kinn herabhängt und dem eines Ziegenbocks ähnelt“. Wir sagen im Deutschen dazu „Kinnbart“ oder „Spitzbart“.

Früher wurde der Begriff nur für einen Bart verwendet, der aus einem Haarbüschel besteht, der direkt am Kinn hängt. Das Aussehen des Spitzbartes hat sich im Laufe der Jahre verändert, und der so genannte Landungsstreifen-Ziegenbart kam dem, wonach hier gefragt wurde, sehr nahe. Dabei rasiert Mann sich den Schnurrbart und die Kinnbehaarung bis auf den Bereich direkt unter dem Mund ab. Diese Landebahn verläuft von den Mundwinkeln vertikal nach unten, so lange Sie wollen, unterhalb des Kinns.

Wenn Sie schließlich alles bis auf den winzigen Fleck direkt unter der Unterlippe abrasieren, erhalten Sie einen Soul Patch. Seine Wirkung ist oft umstritten. Manche sagen, es lässt den Träger intrigant, listig und sogar regelrecht falsch aussehen. Andere glauben, dass es einen intellektuellen Eindruck macht.

Der Soul Patch kann auf eine lange Geschichte berühmter Bartträger zurückblicken: William Shakespeare trug ihn, ebenso wie Vlad III. Draculea, der die Figur des Grafen Dracula inspirierte. Eine Zeit lang war der Soul Patch vor allem bei Afroamerikanern beliebt, vor allem in der Jazzszene. Aber Weiße, darunter einige bekannte Persönlichkeiten wie Tom Waits bis Frank Zappa, Stevie Wonder, Bruce Springsteen, Keanu Reeves und Jonny Depp, waren dafür bekannt, dass sie einen Soul Patch trugen, der oft von einer Art Ziegenbart und/oder Schnurrbart umgeben war.

Der Surrealist Salvadore Dalí machte auch aus seiner Gesichtsheaarung ein Kunstwerk und verfasste darüber mit dem Experimentalphotografen Phippe Halsmann sogar ein Buch Dalí’s Moustache, dass 1954 erschien. Er beschrieb seinen eigenen Soul Patch als „mouche“, das französische Wort für „Fliege“, weil er meinte, es sähe aus, als sei ein solchens Fliegenvieh mitten auf seinem Kinn gelandet.

Ob der schmale Streifen zwischen Unterlippe und Kinn dem Aussehen eines Mannes wirklich schmeichelt oder nicht, steht hier nicht zur Diskussion. Allerdings passt das Seelenpflaster tatsächlich nicht zu jeder Gesichtsform, und es kann bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich aussehen . Frauen sagen oft, dass Männer mit Soul Patch berechnend oder aggressiv wirken, andere beschreiben sie als intelligent und interessant. Dies kann jedoch nur eine Frage des allgemeinen Stylings sein – und natürlich des Geschmack, über das man bekanntlich nicht streiten kann und soll.

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