Hellas teet auf

Und nach dem Abschlag bitte einen Uzo!

Und nach dem Abschlag bitte einen Uzo!

Kein Land Europas hat so unter der Finanzkrise gelitten wie Griechenland. Aber die Hellenen lassen sich nicht unterkriegen: Mit Projekten wie dem Golfressort Costa Navarino zeigt das Land, dass es nur auf seine Chance wartet, wieder zu einem Reiseziel der ersten Wahl aufzusteigen.

Was wäre Europa ohne die Griechen? Gar nichts, jedenfalls laut Homer. In seiner „Illias“ beschreib er, wie die schöne Europa von Zeus in Gestalt eines weißen Stiers entführt, zu seiner Geliebten gemacht wurde und so zur Urmutter eines Heldenstammes wurde, auf die alle Europäer ihre Wurzeln zurückführen können.

Daran sollten wir vielleicht denken, wenn wir in populistischen Gazetten wieder Überschriften lesen wie „Griechenland raus aus der EU!“ Ein Europa ohne die Griechen – lächerlich! Auch wenn Griechenland im Moment vielleicht ein Sorgenkind der Union ist, so bleibt es doch die Wiege europäischer Philosophie, Naturwissenschaft, Geschichtsschreibung und Literatur – in einem Wort: unserer ganzen Kultur!

Die so genannte Eurokrise, die im Grunde nur eine Krise des Finanzsystems in Europa ist, hat die Griechen besonders hart getroffen, das ist wahr. Jeder zweite junge Grieche findet keine Arbeit, das Geld zum Leben wird immer knapper. Und dennoch findet, wer irgendwo im Cafeterion sitzt, seinen Ouzo trinkt und den Männern beim stundenlangen Tavlispielen zuschaut, kaum traurige Gesichter. Die Griechen fühlen sich bekanntlich alle als die Jünger des Sokrates und sind deshalb unbeirrbare Optimisten. „Es geht uns schlecht? Morgen geht es uns besser, und übermorgen geht es uns richtig gut“, sagen sie. Und wer das Land bereist, der findet auch positive Spuren eines neuen wirtschaftlichen Aufbruchs, eines Ärmelaufkrempelns und Zupackens, der im Grunde so typisch ist für Griechenland und die Griechen wie das Olivenöl, den Retsina und die sprichwörtliche Gastfreundschaft. Griechen sind auch geborene Unternehmer, Händler, Geschäftemacher, Dienstleister – und viele von ihnen sehen in der gegenwärtigen Krise deshalb eine e
chte Chance für ein Neubeginn.

Einer, der nie den Glauben an den Wiederaufschwung seines Landes zweifelte, war Vassilis Konstantakopoulos, ehemaliger Handelskapitän und später Besitzer der Reederei Costamar. Schon vor 25 Jahren begann er, in seiner Heimatregion, der Westküste der Peleponnes rund um die Hafenstadt Kalamata, berühmt für seine köstlichen schwarzen Oliven, Land zu kaufen. „Immer, wenn ich Land gekauft habe, habe ich es hier gekauft“, sagte er einmal einem Interviewer. „Ich tat es nicht, um Geld zu verdienen – wenn ich das gewollt hätte, hätte ich in andere Dinge investieren können. Ich hatte aber einen Traum, und den wollte ich in Navarino verwirklichen und sonst nirgendwo!“

Der Traum von Vassilis Konstantakopoulos ist heute Realität: Die vielleicht schönste Golfanlage Europas, die Costa Navarino. Unweit der Bucht, in eine große Koalition europäischer Mächte gegen die türkischen Ottomanen 1827 die letzte große Seeschlacht der Geschichte austrug, die von Segelschiffen geführt wurde, machte sich Deutschlands Golferlegende Bernhard Langer 2010 an die Arbeit, einen der zugleich schönsten und anspruchsvollsten Golfplätze Europas zu bauen, der „Dunes Course“. Zwei Jahre später nahm der zweite Kurs, der „Bay Course“, den Spielbetrieb auf, entworfen vom kalifornischen Stararchitekt Robert Trent Jones Jr. Eine dritte Anlage, „Navarino Hills“, ist in Planung. Dazu zwei Fünfsterne-Hotels, deren bioklimatische Bauweise sich unaufdringlich in die Landschaft schmiegt und die dank geothermische Energiegewinnung nebenbei einen deutlichen Beitrag zur Umweltschonung leistet. 6.000 Olivenbäume mussten für die Bauarbeiten ausgegraben und wieder eingeplanzt werden. 90 Prozent der Gesamtanlage sind al
s Naturreservat ausgelegt, in dem heimische Flora und Fauna ungestört bleiben soll, so wie es Vassilis Konstantakopoulos vor seinem Tode bestimmt hat.

Die Fairways in Costa Navarino bieten immer wieder spektakuläre Aussichten von den Klippen der Steilküste hinaus auf das Ionische Meer oder zu den schroffen Bergen der Provinz Messinia. Entlang des Kurses wachsen Olivenbäume, die oft seit mehreren Jahrhunderten dort stehen. Zitrushaine säumen den Platz. Die Fairways sind breit, die Spielflächen großzügig, wie es sich für einen Ressort-Golfplatz gehört. Aber Achtung: Es gehört eine Menge Können und ein präzises Spiel dazu, um die listig platzierten Bunkeranlagen zu umspielen, die wie aus einem Gemälde von Matisse zu stammen scheinen und dem Ahnungslosen immer wieder den Weg aufs Grün schwer machen.

Golfspielen mag für viele das Wichtigste im Leben sein – aber es gibt noch andere schöne Dinge, und darauf legt man in Costa Navarino genauso wert. Statt abzuschlagen kann man sich ein Fahrrad leihen und zum Sonnenbaden nach Voidokilia radeln, der „Stiermagen-Bucht“, so genannt weil sie einen fast geschlossenen Küstenkreis aus hellem Sandstrand bildet. Im nahegelegenen Polylimnio warten wunderschöne Wasserfälle und ein mehr als 2.000 Jahre alte Ruinenstadt mit Stadion und Amphitheater auf den Kultursuchenden. Die Dünenlandschaft lädt zum Wandern ein, die mehr als 4.000 Quadratmeter große „Anazoe Spa“ der Ressortanlage verfügt über mehrere Eisgrotten, Nebelduschen, Floating Becken, Licht- und Kinisiotherapie-Räume sowie Saunen und Pools in Indoor- und Outdoorbereichen.

Der Höhepunkt eines Besuches in Costa Navarino, zumindest für Freunde der griechischen Küche, sind jedoch die von Küchenchef Doxis Berkis angebotenen Kochkurse, in denen der Neuling die Geheimnisse der Zubereitung regionaler Gerichte, durch die Kunst des international erfahrenen Küchenmeisters feinschmeckerisch veredelt. Hilfsköche stehen bereit, um den Neuling im richtigen Umgang mit dem Hackmesser zu unterweisen oder mit ihm im weitläufigen Gemüse- und Kräutergarten nach besonders reifen Zutaten zu suchen. Die Suche kann auch in die Nachbarschaft führen, etwa wenn eine kleine Expedition von Küchenpersonal und Gästen aufbricht, um wilden Fenchel zu pflücken, der überall in der Umgebung wächst.

An einem Abend kann es sein, dass sich von Gästen zubereitete Koulourakia auf dem Restauranttisch wiederfinden, köstliche kleine Teigtaschen, die einen Duft von Zimt verbreiten. An einem anderen gibt es vielleicht Elea – eine einzelne Olive, weichgekocht und mit Honig auf einem Silbertablett serviert und als krönender Abschluss eines einmaligen Gourmetmenüs zelebriert.

„Service wird bei uns ganz groß geschrieben“, sagt der Küchenchef, „aber es ist eine typisch Griechische Form von Service: freundlich, aber nicht unterwürfig. Wir begegnen dem Gast gerne auf Augenhöhe – und als Freund.“

Sein Kollege Petros Tourgaidis, Chef der Golfanlagen von Costa Navarino, sieht das ähnlich. Seit 20 Jahren warte die Golf-Welt darauf, dass Griechenland endlich sein Potenzial erfülle und sich in die Reihe der großen Golf-Destinationen der Welt einreihe. Lange wartete man darauf vergeblich. Mit Vassilis Konstantakopoulos sei der richtige Mann zur richtigen Zeit zur Stelle gewesen. „Griechenland teet jetzt auf“, sagt Tourgaidis. Er glaubt, dass viele große Golfanlagen im Land entstehen werden, denn die Voraussetzungen seien ideal: perfektes Klima, herrliche Landschaften und vor allem ein Volk, das nur darauf wartet, wieder eine Chance zu bekommen, den Aufschwung in die eigenen Hände zu nehmen. „Europa kann immer noch viel von Griechenland lernen“, sagt er süffisant, „zum Beispiel niemals aufgeben…“

Wie sagen doch die Tavlispieler im Dorfcafé: Morgen geht es uns besser. Und übermorgen es uns richtig gut.

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