Warum die Westallierten das Rennen nach Berlin verloren haben

War Feldmarschall Montgomerys „Market Garden“ einfach eine schlechte Idee oder war es eine gute Idee, bei der einfach zu viele Dinge schief gelaufen sind? Das fragte mich einer gerade auf Quora, und zufälligreweise weiß ich darüber eine ganze Menge – nicht nur das, was ich in dem zugegeben genialen Film von Richard Attenborough, „Die Brücke von Arnheim“ (englisch: „A Bridge Too Far“) gesehen habe. Wenn man gerne Kriegsgeschichten hört, und ich gebe zu, dass ich als Sohn eines Luftwaffenoffiziers von Kindesbeinen an ein Faible für sowas habe, dann ist diese hier unbedingt lesenswert!

Der britische Feldmarschall Bernard Law Montgomery wollte die deutsche Siegfried-Linie zu umgehen, indem er den unteren Teil des Rheins überquerte, um in das industrielle Kernland Norddeutschlands vorzustoßen. Im Erfolgsfall hätte dies mehrere Probleme gelöst, die sich die Alliierten durch ihren schnellen Vormarsch nach der Schlacht in der Normandie selbst geschaffen hatten.

Obwohl die Operation Market Garden tatsächlich einen großen Teil der Niederlande von der Nazi-Besatzung befreite und einen Stützpunkt schuf, von dem aus die Alliierten spätere Offensiven nach Deutschland unternehmen konnten, blieb sie ein kostspieliger Misserfolg mit nachhaltigen Folgen.

Von den etwa 10.600 alliierten Truppen, die es im September 1944 nördlich des Rheins schafften, wurden etwa 7.900 getötet, verwundet oder gerieten in Gefangenschaft. Die alliierten Verluste während der gesamten Operation beliefen sich auf mehr als 17.000, während auf deutscher Seite etwa 8.000 Verluste zu beklagen waren.

Es gibt mehrere Hauptgründe für das Scheitern der Operation Market Garden, und die meisten davon können Montgomery angelastet werden, der bei der Planung und Durchführung der Operation zahlreiche sehr grundlegende Fehler machte.

Eines der Hauptziele war die Einnahme der Brücke von Arnheim, und zwar möglichst unversehrt. Aber die britischen Landezonen waren viel zu weit von Arnheim entfernt. Die deutsche Flugabwehr um Arnheim selbst wurde als zu stark eingeschätzt, und die Truppen wurden bis zu acht Meilen entfernt abgeworfen. Nur ein einziges Bataillon der 1st Airborne (weniger als 800 Mann) schaffte es, die Brücke zu erreichen, während die Deutschen den Rest in einen Kessel in der Nähe des Dorfes Oosterbeek, mehrere Meilen entfernt, zwangen.

Zweitens hatten die Alliierten nicht genügend Transportflugzeuge, was die Möglichkeit einer Überraschung und die Wirkung des Angriffs verringerte. Montgomery wusste dies, entschied sich aber trotzdem, den Angriff durchzuführen.

Drittens behinderten dichter Nebel in England am zweiten Tag der Operation sowie dicke, tiefhängende Wolken über dem Schlachtfeld in den Niederlanden den Transport von Truppen und Nachschub.

Erschwerend kam hinzu, dass die bewaldete Landschaft und die Trennung zwischen den verschiedenen britischen Bataillonen dazu führte, dass viele ihrer Funkgeräte nicht mehr funktionierten. Diese Ausfälle brachten die Kommunikation zum Erliegen und machten es der 1st Airborne Division schwer, den Angriff auf Arnheim zu koordinieren. Ihr Kommandeur, Generalmajor Robert „Roy“ Urquhart, hatte im Vorfeld der Operation vor den zu erwartenden Funkproblemen gewarnt und Montgomery nur zwei Tage vor dem Abflug der alliierten Flugzeuge in die Niederlande mitgeteilt, dass Market Garden eine „Selbstmordoperation“ sei.

Noch bevor die Operation Market Garden überhaupt begonnen hatte, erhielt der alliierte Geheimdienst Berichte, dass sich zwei gut ausgerüstete deutsche SS-Panzerdivisionen in der Gegend um Arnheim befanden. Doch Montgomery und seine Generäle entschieden, dass die Operation trotzdem durchgeführt werden sollte – ein Risiko, das sich für die alliierten Truppen in Arnheim zu einem Desaster entwickelten sollte.

Der langsame Vormarsch des XXX Corps gab den Deutschen Zeit, ihre Verteidigung zu verstärken, die vorrückenden Bodentruppen bei Nijmegen aufzuhalten und das einsame britische Bataillon in Arnheim einem lähmenden Angriff auszusetzen, dem sie heftig widerstanden, bevor sie sich am fünften Tag der Schlacht ergaben.

Wäre die Operation Market Garden erfolgreich verlaufen, wäre der Zweite Weltkrieg in Europa vielleicht schon vor Weihnachten 1944 zu Ende gewesen, und die Westalliierten wären triumphierend in Berlin einmarschiert. Stattdessen sollte sich der Konflikt danach noch fünf Monate hinziehen. Und nicht nur das: Es waren sowjetische Truppen, die im Mai 1945 Berlin einnahmen – ein Unterschied, der sich als entscheidend für die Zukunft des Nachkriegseuropas erweisen sollte.

Montgomery verglich sich gerne mit den größten britischen Feldherren wie Marlborough und Wellington. Amerikanische Generäle, insbesondere der Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte, Dwight D. Eisenhower, waren da ganz anderer Meinung. Tatsächlich bezeichnete Eisenhower Montgomery später einmal als einen „Psychopathen“.

Tatsächlich litt Montgomery wohl am Asperberger-Syndrom, wie Psychologen später diagnostizierten. Dabei handelt es sich um eine Form von Autismus, die es schwierig macht, normale soziale Beziehungen und Interaktionen mit Kollegen oder Untergebenen zu unterhalten.Übrigens vermuten manche Psychologen, dass DOnald Trump ebenfalls an Asperberger leidet!

Dass er im September 1944 zum Feldmarschall erhoben wurde, stieß das damals auf teils heftige Kritik. Admiral Sir Bertram Ramsay, der Oberbefehlshaber der alliierten Marine, schrieb in sein Tagebuch: „Man hat Monty zum Feldmarschall gemacht. Erstaunliche Sache, und ich bedauere es mehr als ich sagen kann. Ich nehme an, dass der Premierminister es auf eigene Faust getan hat. Verdammt dumm und mit Sicherheit höchst beleidigend für Eisenhower und die Amerikaner.“

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