Wo Hitler reden lernte

Bild: Bundesarchive

Wieso war Hitler so ein genialer Redner, der Hunderttausende von Menschen in seinen Bann schlagen konnte? Woher hat er dieses Talent überhaupt? Schließlich stammte er ja aus Braunau am Inn, und er wird als Bub vermutlich „Owaöstareichisch“ gesprochen haben.

Aber wie wir wissen  ist er nach Wien gegangen, wo er sich unter die Künstlerszene gemischt hat. Dort traf er den Opernsänger und Regisseur Paul Devrient, den er als Sprachlehrer engagierte. Devrient hinterließ ausführliche Tagebuchaufzeichnungen, die allerdings von einigen Historikern als Fälschungen angesehen werden. Darin hieß es, Hitler habe wegen Überanstrengung an einer Stimmbandlähmung gelitten. Er bezahlte Devrient bis November 1932 dafür, ihn auf Propagandareisen zu begleiten und ihn nicht nur in Stimm- und Sprechtechnik zu schulen, sondern auch Schauspiel- und Rhetorikunterricht zu geben. Weil Hitler fürchtete, zum Gespött der Leute zu werden, musste Devrient stets im Hintergrund bleiben. Sein Tagebuch wurde deshalb auch nur posthum veröffentlicht.

Die Aussprache, die Hitler verwendete, war damals an vielen österreichischen Theatern üblich, besonders am Wiener Burgtheater. Außerdem waren die Mikrofone damals bei weitem nicht so gut wie heute, und da wurde man wesentlich besser verstanden, wenn man laut und deutlich gesprochen hat, wie ein Schauspieler auf der Bühne. Wenn man heute Aufnahmen von Politikern und Schauspielern aus den 40ern und 50ern anhört, ist oft eine gewisse Ähnlichkeit erkennbar.

Hitler war kein großer Redner im ästhetisch-literarischen Sinne, wie Jörg Fisch 2012 in der NZZ schrieb. Wohl aber sei er ein ungemein erfolgreicher Redner im Sinne der Beeinflussung seiner Zuhörerschaft gewesen. Allerdings sollten daraus keine Wundergeschichten abgeleitet werden: „Nachdem Hitler sein Talent einmal bemerkt hatte, neigten er und seine Gefolgsleute dazu, dessen Ausmaß zu übertreiben. Er verdankte seinen Erfolg weniger einem rhetorisch-literarischen als einem demagogischen Talent. Dabei griff er in erheblichem Masse auf außersprachliche Elemente zurück, auf Effekte, die oft theatralischen Charakter hatten, mit den Inszenierungen der Nürnberger Parteitage als Höhepunkten.“

Die Kooperation zwischen Hitler und Devrient kam aber raus und lieferte Stoff für Parodien, unter anderem das Bühnenstück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bertold Brecht, das dieser 1941 schrieb.

Nach dem Krieg machte sich George Tabori in seinem Drama Mein Kampf über ihn lustig, das 1987 im Akademietheater des Wiener Burgtheaters uraufgeführt wurde, und das Hitlers Aufstieg von einem erfolglosen und unbedarften Kunststudenten zum grausamen Diktator satirisch dokumentiert und kommentiert.

Der Regisseur Dani Levy dreht 2009 die Hitler-Parodie Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler, in der sich Hitler vom jüdischen Sprachlehrer Professor Adolf Grünbaum Unterricht geben lässt, den er eigens aus dem KZ Sachsenhausen holen lässt, um ihm beim Stimmtraining zu helfen. Dabei entwickelt Hitler eine tiefe persönliche Beziehung zu seinem Lehrer und vertraut ihm allerlei intime Details an, unter anderem, dass er von seinem Vater sexuell misshandelt worden sei.

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