Die vier Stufen der Automatisierung

AI Marketing - How To Use Machine Learning To Benefit Your Business

Es gibt mehrere Arten von Automatisierung. Eine davon ist die robotergestützte Desktop-Automatisierung, auch als Bildschirmschaber („Screen Scraper“) bezeichnet. Das ist ein Programm, wie es beispielsweise von UiPath oder Mozenda angeboten wird und das die Daten aus dem Internet abschöpfen und sie entsprechend den Anforderungen des Benutzers formatieren kann. So werden automatisch aus unorganisierten und groben Daten strukturierte, lesbare und skalierbare Informationen. Auf Grundlage der „geschabten“ Daten kann das Tool angewiesen werden, bestimmte Aufgaben zu erledigen, zum Beispiel das automatische Ausfüllen eines Webformulars.

Die etwas anspruchsvollere Version der Automatisierung nennt sich Enterprise RPA (ERPA) und zielt auf breitere Lösungen ab. ERPA-Werkzeuge können logische Pfade erkennen und erstellen, um eine größere Bandbreite von Prozessen zu modellieren, notwendige Daten zu sammeln und andere Werkzeuge und Systeme zu nutzen, ähnlich wie es ein Mensch tun würde. ERPA sperrt Menschen nicht unbedingt aus den Prozessen aus, bietet aber oft hilfreiche Funktionen wie Sicherheit und sogar Prüfpfade, sodass ERPA wiederum an der kurzen Leine gehalten werden kann – seine Aktionen werden überwacht und geprüft.

RPA-Systeme können auch fortgeschrittene Analysen und maschinelles Lernen umfassen. Sie passen sich an neue Gegebenheiten an; ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu vielen traditionellen IT-Lösungen, die oft komplett überarbeitet werden müssen, um auf neue Aufgaben und Situationen anwendbar zu sein.

RPA ist keine Wunderwaffe und kann nicht alle geschäftlichen Herausforderungen lösen. Sie ist auch komplexer und erfordert einen größeren Einsatz an Zeit und Talent als beispielsweise eine typische Paketsoftwareimplementierung. Auch die Interaktionen zwischen den Bots müssen antizipiert und verstanden werden. Vielleicht ist das der Grund, warum so viele RPA-Anwender große Unternehmen sind, wo die nötigen Ressourcen und das technische Vorwissen vorhanden sind.

Die Vorteile können aber auch kleinere Unternehmen nutzen. Es verdichten sich nämlich die Anzeichen, dass Microsoft vorhat, sein gerade bei Mittelstandsunternehmen populäres ERP-System Dynamics um ein RPA-Modul zu erweitern. In einem Analystenbriefing sagte CEO Satya Nadella im Herbst 2019: „Unsere Plattform wird Robot Process Automation mit Self-Service, Analytics und No-code-Entwicklung vereinen und damit unsere Kunden in die Lage versetzen, eine mehr datenzentrische Kultur zu schaffen.“

Bruce Orcutt, Marketingchef des auf KI-basierte Lösungen zur Dokumentenerfassung und optische Zeichenerkennung spezialisierten ABBYY, ist überzeugt, dass Microsoft früher oder später diesen Weg gehen wird. „Microsoft hat wirklich robuste Workflow-Plattformen, und es wäre interessant zu sehen, ob sie sich für eine engere Zusammenarbeit mit einem RPA-Anbieter entscheiden“, sagte er in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Smart Industry. „Das Ökosystem sollte es ausfechten. Es wäre nämlich interessant zu sehen, wo sie damit landen“, meinte er. Aufgrund des großen Hypes um RPA sei eine weitere Konsolidierung der Anbieterlandschaft unvermeidlich. Für Orcutt wäre es interessant zu sehen, was passiert, wenn andere Softwareriesen wie Oracle oder SAP demnächst auf den Zug aufspringen und kleinere RPA-Anbieter übernehmen würden. „Das würde den Druck erhöhen“, ist er überzeugt.

Die IT-Abteilung mag zwar über die Fähigkeiten verfügen, bei der Implementierung von RPA zu helfen, aber sie wird im Einführungsprozess vielleicht nicht benötigt oder gewünscht, da RPA so eng mit den Geschäftsprozessen verzahnt ist und sich bei der Definition der Aufgaben und der Schulung auf das Business verlässt. Andererseits kann die durch RPA verursachte Automatisierung Auswirkungen haben, die über die bloße Beschleunigung einiger Aufgaben und die Freisetzung menschlicher Talente hinausgehen, sodass die frühzeitige Abstimmung mit der IT wahrscheinlich doch eine gute Idee ist. Natürlich können Integratoren und Berater in der Regel Beziehungen zu einem geeigneten RPA-Anbieter den Weg ebnen.

Da RPA auf Kernprozesse des Unternehmens zugreift, ist Sicherheit ein wichtiges Thema. Es müssen integrierte Schutzvorrichtungen da sein, die ungewöhnliches oder auffälliges Verhalten erkennen und lokalisieren können. Tatsächlich konzentrieren sich die meisten RPA-Anbieter auf etwas, das man fast als Cyborg-Ansatz zu diesem Thema bezeichnen könnte. Bei aller Automation wird der Mensch nach wie vor im Mittelpunkt stehen müssen, aber mit RPA wird er über Superkräfte verfügen. RPA könnte helfen, Alarme zu bündeln, Gegenmaßnahmen zu organisieren und Schadensfälle zu kategorisieren, damit sie besser handhabbar sind.

Neben der „ausführenden“ Ebene von RPA und KI gibt es weitere Technologien, die ebenfalls zur Vervollständigung des Bildes beitragen, einschließlich „traditioneller“ Roboter, die in Hardware implementiert sind. „Wenn wir das Gesamtbild betrachten, sehen wir, dass Roboter vielseitiger werden und mehr als nur eine Sache tun können“, sagt Howie Choset, Professor für Robotik an der Carnegie Mellon University School (CMU) of Computer Science in den USA. Choset glaubt, dass ein Treiber dafür in den kommenden Jahren hochgradig kundenspezifische Produkte sein werden. Roboter werden durch den Einsatz von KI flexibler, leichter zu installieren und wiederverwendbar sein, was wichtig für kleinvolumige Prozesse und hohe Kundenanpassung sein wird. „Wir erwarten auch eine Kostensenkung bei Robotern, und es gibt einen Trend zu mehr kollaborativen Robotern (Cobots), also Roboter, die neben und vielleicht direkt mit Menschen arbeiten, sodass sie sich eine gemeinsame Aufgabe teilen“, sagt Choset.

Unter den Unternehmen, die diesen Trend vorantreiben, ist Universal Robots, ein dänischer Hersteller kleinerer flexibler industrieller Kooperationsroboterarme, der gerade von Teradyne, einem Hersteller von automatischen Testgeräten, übernommen wurde. Diese Art von Robotern ist kleiner und sicherer und etwas einfacher zu programmieren. Choset glaubt, dass viele Unternehmen mit der Einführung von Robotern, Cobots und RPA noch zögern. Ein Grund dafür sei die Integration, die wie bei der KI im Allgemeinen eine Herausforderung sein kann. Im Gegensatz zu Verbrauchersoftware oder Apps für mobile Geräte haben die Hersteller noch nicht herausgefunden, wie man skalieren kann. „Roboterinstallationen sind immer noch sehr kundenspezifisch“, sagt Choset.

„Wenn die Industrie eine bessere Integration erreicht, wird die wirkliche Entdeckung dessen, was wir mit der Automatisierung und der Datenerfassung tun können, stattfinden“, sagt er, „und das gilt insbesondere dann, wenn die Robotik für Unternehmen auf KMU-Ebene zugänglicher wird.“

Wie Choset sieht Andy Chang, Direktor für Produktmarketing bei der KUKA AG in Augsburg, Raum für robustere Standards und Protokolle. „Ein wichtiger Teil des digitalen Wandels ist die Fähigkeit, Daten für die Analyse zugänglich zu machen und Erkenntnisse zu sammeln. Die heutigen neuen Technologien müssen mithilfe von offenen Schnittstellen entwickelt werden, damit bestehende Robotertechnologien Teil neuer IoT- oder Industry-4.0-Praktiken werden können“, sagt er.

Für seinen Park in Brasilien hat KUKA stark in Cloud-, Web- und Mobilfunktechnologien investiert, um bestehende mechatronische Systeme zu ergänzen. „Ein Produkt, das wir derzeit anbieten, ist KUKA Connect – eine Softwareplattform, die Cloud-Computing-Technologien und große Datenmengen nutzt, um den Anwendern jederzeit und auf jedem Gerät Zugang und Analysen ihren Robotern zu ermöglichen „, sagt Chang. Solche Cloud-basierte Technologien werden es Herstellern ermöglichen, roboterzentrierte KI- und Industry-4.0-Lösungen in ihren Betrieb zu implementieren und so die Fabrik von morgen zu schaffen. Darüber hinaus „untersuchen wir auch, wie wir bestehende IT-Technologien aus Backend-ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) mit relevanten Technologien wie Salesforce integrieren können, um Geschäftsanforderungen und Kundenwünsche besser zu kombinieren“, so Chang.

Diese Entwicklungen werden einzelne Unternehmen grundlegend verändern und die Marktdynamik in einer ganzen Reihe von Branchen in Ländern auf der ganzen Welt verändern.

Aber obwohl all diese neuen Technologien, einschließlich der KI, vielversprechend sind, warnt zumindest ein Manager davor, Schlagworte für bare Münze zu nehmen. Jean-Philippe Baert, COO von Arago, einem deutschen KI-Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main, rät dazu, sich bei der KI vor allem auf die Prozessautomatisierung zu konzentrieren. Unternehmen könnten damit einen Automatisierungsgrad von über 87 Prozent erreichen. „Alles könnte von KI betrieben werden, um Unternehmen zu helfen, flexibler zu sein und schneller zu wachsen“, ist er überzeugt. Als Beispiele führt er die Optimierung des Stromverbrauchs eines Gebäudes oder einer ganzen Stadt an. „Morgen werden wir Supertanker oder Fähren haben, die ohne Besatzung fahren können. KI wird nicht nur in der Lage sein, mittels GPS zu navigieren, sondern alle möglichen auftretenden Probleme intelligent zu lösen oder zu verhindern“, sagt Baert.

Wie sieht die Zukunft für eine umfassendere Integration des Informationsflusses zwischen Unternehmen aus – von KI und Robotern bis hin zu Geschäftsfunktionen wie Planung, Abrechnung, Bestandsmanagement und Marketing? Wo fängt RPA wirklich an, Wirkung zu zeigen?

Die Antworten sind noch nicht ganz klar, aber erste Trends zeichnen sich bereits ab. Sowohl die Automatisierung als auch die allgemeinen Geschäftsprozesse müssen weiter verbessert und transformiert werden, um der gestiegenen Nachfrage der Verbraucher gerecht zu werden. Auf dem heutigen Markt ist der Kunde die treibende Kraft hinter Produktdesign, Entwicklung und Lieferung. Um auf ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Hersteller ein integriertes System implementieren, das eine kundenorientierte Plattform beinhaltet.

„Letztendlich geht es bei RPA um Prozesse – sie zu analysieren, zu verstehen und dann zu automatisieren“, sagt Harel Tayeb, CEO des RPA-Anbieters Kryon. Für ihn ist die Interaktion von RPA mit KI faszinierend, denn wenn die Alltagsgegenstände, mit denen wir interagieren, „intelligent“ werden, wachsen Prozesse und Produktionszahlen exponentiell. „Denken Sie daran, was Sie mit den Programmen auf nur einem Desktop-Computer machen können, verglichen mit einer Welt, in der unsere Häuser, unsere Autos, unser Leben programmiert werden können“, sagt er. Sein Fazit: „Das eröffnet RPA eine völlig neue Bandbreite an Möglichkeiten, was sowohl auf der Verbraucher- als auch auf der Entwicklerebene aufregend ist.“

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