Kosher surfen heisst sauber surfen

Kein Schmutz, kein Schund, kein Schweinefleisch

Die Idee ist so einfach, so genial, dass er uns schon längst hätte einfallen müssen. Sie ärgern sich über Schmutz und Schund im Internet, über Kinderporno, Nazis, Terroristen, Protestler, Andersdenkende? Alles Dinge, die uns herkömmliche Suchmaschinen ständig liefern, obwohl wir doch etwas ganz anderes abgefragt haben?

Versuche, den Unrat auszufiltern oder durch die Polizei verbieten zu lassen, scheitern am faktischen Imperativ des TCP/IP-Protokolls, das Zensur als Störung definiert und den ganzen Müll einfach drum herum leitet.

Orthodoxe Juden hatten im Jahr 2009 (5769 nach dem jüdischen Kalender) die einfachste denkbare Lösung gefunden: Die „koschere“ Suchmaschine.  Sie hieß Koogle, und im Gegensatz zur großen Suchmaschine der Goyim, die so ähnlich heißt, lieferte Koogle nur Ergebnisse, die den mosaischen Glaubensregeln entsprachen.

Lange hatte der strenggläubige Jude mit dem Internet ein Riesenproblem. Fundamentalistische Rabbiner verboten ihren Gemeindemitgliedern das surfen generell, denn ein braves jüdisches Yingl könnte ja dabei leicht oder – oy, oy, oy! –  überhaupt nicht bekleidete Schicksen angesichtig werden. Gott behüte!

Mit Koogle war das kein Problem. Die Suchmaschine kannte nur saubere Websites („kosher restaurants“, „kosher food“), beziehungsweise „Simchas“ – Dinge, die einem anständigen Gläubigen Freude machen dürfen. Es gab zwar kein Schweinefleisch, dafür aber Reisetipps, wobei man sicher sein konnte, in den empfohlenen Hotels garantiert unter Glaubensbrüdern zu sein. Und da auch strenggläubige Judenfrauen Unterwäsche brauchen, gab es die Suchrubrik „Lingerie“. Allerdings listete Koogle dort nur Telefonnummern auf und keine Hyperlinks – denn da könnte sonst einer vielleicht einen sündigen Blick wagen.

Koogle hatte direkte Links zum Zentralcomputer von Dor Yeshorim, wo genetische Daten von mehr als 200.000 orthodoxen Juden aus Israel, den USA und Europa gespeichert sind. Dort kann man sich testen lassen auf für Juden angeblich tödliche und schwächelnde rezessive genetische Erkrankungen  und durch die Wahl des richtigen Partners sicherstellen, dass sie nicht weitervererbt werden – koshere Eugenik, sozusagen.

Leider wurde Koogle irgendwann eingestellt, und ich konnte nur das obige unscharfe Bild der Website finden. Aber ein Gutes hat das: Bei der Suche bin ich auf das Rezept für Kugel – genauer: Lokschenkugel – gestoßen, eine jüdische Spezialität für den Schabbat. Sie wird aus Nudeln, Eiern, glasig gebratene Zwiebeln und angebratene  Champignons gemacht, natürlich einen Tag vorher, und ich habe vor, sie am nächsten Sabbath (Samstag für Euch Ungläubige) zu kochen!

Vielleicht könnte die EU ja etwas bei Koogle abgucken. Ursula von der Layen war bekanntlich früher Familienministerin in Deutschland, bevor sie in den Himmel von  Brüssel aufstieg. Eine „saubere“ Suchmaschine, die nur  einwandfreie Suchergebnisse liefert, finanziert aus dem Budget der Europäischen Union? Wir könnten das Ding vielleicht „Layla“ nennen. Hört sich ja irgendwie nach Putzmittel an: Zwingt Kinderporno raus und christliche Werte rein. Außerdem klingt es netter als „Zensursula“, finden Sie nicht?

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