Die Bibel hat doch recht

Das alle Welt geschätzt würde - Volkszählung im Römischen ReichWeihnachten ist fast vorbei – aber nur fast. Auch in der Internet-Gemeinde herrscht Festtagsstimmung. Das lässt sich jedenfalls an den Diskussionsbeiträgen im Google-Forum der „Identity Gang“ ablesen. Dort wird nach den historischen Wurzeln des modernen Identity Management gefragt.

War es wirklich die Einführung der Social Security Card (Sozialiversicherungskarte) 1935 in den USA, wie Eric Norman von der Wisconsin-Universität mutmaßt? Unsinn, konterte Mark Wahl von Informed Control, und lieferte gleich den Beweis: Eine Grafik des von der amerikanischen Volkszählungsbehörde bereits 1890 verwendeten Identity-Schemata, mit deren Hilfe man die Auswertung der Daten von seinerzeit 62 Millionen US-Amerikanern zu beschleunigen suchte.

Beide irren sich, konterte jetzt Johannes Ernst, der CEO der Firma Netmesh, es waren nämlich wieder mal die alten Römer.

Ernst stützt sich mit seiner These auf Lukas 1,2, in dem es bekanntlich heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.“

Es sei zwar nicht überliefert, meint Ernst, nach welchen Schemata die Identitätserfassung damals stattfand. Es müsse aber eine gegeben haben, sonst hätte es ja keinen Sinn gemacht, dass ein jeder in „seine Stadt“ gehen und „sich schätzen“, also registrieren lassen sollte. Ganz offensichtlich arbeiteten die römischen Volkszähler bereits mit einem, wenn auch nur rudimentären Identity Management, der ihnen eindeutige Zuordnung von Daten und Personen ermöglichte und sich relativ schnell über das ganze Reichsgebiet des Imperium Romanum konsolidieren ließ.

Robin Wilton von Sun hat den Ball aufgegriffen und weitergespielt. Vermutlich haben sich die Römer damals schon mit einer Frage herumgeschlagen, die gerade in jüngster Zeit die Experten der Identity Gang immer wieder beschäftigt, nämlich dass eine Registrierung ohne gleichzeitige Validierung und Zuordnung im Grunde wertlos ist.

Es sei davon auszugehen, schreibt Wilton, dass es bereits zur Römerzeit oder noch früher Directories gegeben haben muss. Im vierten Buch Moses, auch „Numeri“ genannt, geht es ja schließlich um die Zählung und Marschordnung der Israeliten auf dem Weg ins gelobte Land. Wie meistens in der Antike werden einzelne Menschen hier mit ihrem Geburtsort identifiziert. Vermutlich habe es also damals schon so etwas wie Geburtenregister oder gegeben, anhand derer sich die Identität eines Bürgers oder Stammesmitglieds beweisen ließ. Da dies die einzige eindeutige Form der Identifikation gewesen ist, habe es durchaus Sinn gemacht, einen jeden in seine Stadt zurückkehren zu lassen, um einer relativ großen Zahl von Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zweifelsfrei auszuweisen. Das wiederum gab den römischen Verwaltungsbürokraten die Gelegenheit, ihre Daten abzugleichen und eine funktionierende zentrale Directory zu erstellen.

Eines hat sich aber seit biblischen Zeiten nicht geändert: In dem Augenblick, in dem das Verzeichnis fertig war, war es auch schon veraltet. So sollten wir in diesen beschaulichen Tagen vor und nach dem Fest der Feste der armen augustinischen Identity Manager gedenken und uns in Demut üben: So furchtbar viel weiter sind wir in den letzten 2000 Jahren nämlich gar nicht gekommen.

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