Aufwerten statt anheuern

Die besten Leute sind schon da! In den Zeiten des demoskopischen Wandels und der versiegenden Talentquellen sollten Unternehmen überlegen, ob des nicht besser wäre, statt neue Leute zu suchen lieber die bestehenden Leute durch Qualifizierung und Weiterbildung aufzuwerten.

Der „War for talent“, der Krieg um die immer knapper werdenden Talente, ist schließlich längst in vollem Gange. Und er wird nur nochs chlimmer werden.  Laut einer Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) vom Frühjahr 2015 werden in Deutschland bis 2029 zwischen 84.000 und 390.000 Ingenieure fehlen. Bereits im Jahr 2009 warnte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) davor, dass in den nächsten Jahren 220.000 Stellen in den so genannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) unbesetzt bleiben könnten.

„Nur starke Arme zu haben, reicht nicht mehr für die Vermittlung eines Lagerarbeiters – er muss auch mit der Lagersoftware umgehen können,“ sagt Dr. Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich. Hilfsarbeitertätigkeiten verlagern sich, so seine Beobachtung, immer mehr vom produzierenden Gewerbe auf den Dienstleistungssektor, wo erhöhte Anforderungen an die sprachliche und soziale Kompetenz gestellt werden. Von Reinigungskräften in einem Hotel werden heute – anders als früher – gute deutsche Sprachkenntnisse erwartet. Deshalb, so Kopf, bräuchten Geringqualifizierte besonders dringend Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten.

Mitarbeiterqualifikation wird deshalb in den kommenden Jahren immer mehr in den Fokus deutscher Unternehmen rücken – rücken müssen! Hier kann Digitaltechnik helfen. Leistungsfähige mobile Endgeräte und die zur Verfügung stehenden Bandbreiten bei der Datenübertragung haben in den letzten Jahren das Thema E-Learning auch im Unternehmen zunehmend interessant gemacht.

In IT- und Telekommunikationsunternehmen sei das elektronische Lernen heute ein fester Bestandteil der beruflichen Weiterbildung, so der IT-Branchenverband BITKOM: 63 Prozent seiner Mitglieder – überwiegend Computerunternehmen, Softwarefirmen und Telkos – setzen entsprechende Systeme schon ein. Personalabteilungen nutzen soziale Lernformate wie Foren, Online-Communities, Blogs oder Wikis, um Lerninhalte digital an die eigene Belegschaft zu vermitteln. Lernen per Podcast sowie Lern-Apps für Tablets oder Smartphones gehört ebenfalls zum neuen Arsenal der Mitarbeiterentwicklung.

Investitionen in Mitarbeiterentwicklung hilft nicht nur dem Arbeitgeber, wichtige Stellen im Unternehmen zu besetzen, selbst wenn die externen Bewerber ausbleiben: Es ist auch ein wichtiger Motivationsfaktor für die vorhandene Belegschaft. Christian Reincke, Leiter Personalentwicklung der STI Gustav Stabernack GmbH in Lauterbach, ist überzeugt: „Für Mitarbeiter verbirgt sich hinter Begriffen wie ‚Weiterbildung‘ und ‚betriebliches Lernen‘ neben dem Aspekt, gesehen und wahrgenommen zu werden, auch die Beantwortung einer oftmals unterschätzten Frage: Was wird die Zukunft bringen?“

Im Zeitalter von Digitaler Transformation, von wachsender Automatisierung und vernetztem Arbeiten ist das vielleicht die spannendste Frage überhaupt.

Dieser Beitrag wurde unter Das digitale Ich, Digitale Transformation, Internet & Co. abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.