Nur wer richtig suchet, der findet

Um sich im Cyberspace zu Recht zu finden, brauchen Sie vor allem eines: Erfahrung. Wer sich aus Angst vor der Technik oder vor dem unbekannten Medium gar nicht erst einloggt und auf Hilfe von außen hofft, hat schon verloren. Täglich eine Stunde im Web surfen ist immer noch die einfachste Methode, um sich mit dem Internet vertraut zu machen.

Der erste und wichtigste Tipp für Net-Neulinge lautet also: Lassen Sie den Fernseher mal abends ausgeschaltet und klicken Sie sich einfach mal durchs Web. Wenn Sie nur in der Firma einen Internet-Zugang haben, dann scheuen Sie sich nicht, während der Arbeitszeit mal für ein paar Stunden abzutauchen in die Welt hinter dem Bildschirm.

In diesem Zusammenhang ein ernstes Wort an Dienstvorgesetzte und Firmenbesitzer: Lassen Sie Ihre Leute surfen! Selbst wenn Ihr Angestellter schließlich bei WWW. playboy.com landet: Er eignet sich dabei wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet an. Auf spielerischem Weg zwar (und damit tun sich die ach so ernsthaften Deutschen ja gelegentlich schwer), aber dafür um so effektiver.

Nach einiger Zeit werden Sie in der Lage sein zumindest zu vermuten, wo sich vielleicht für Sie sinnvolle Inhalte auf dem Internet befinden. Aber Zeit, alles abzuklappern, hat natürlich kein Mensch. Zumindest nicht, solange er dafür nicht bezahlt wird. Es gibt aber solche glücklichen Menschen, nämlich die Redakteure der einschlägigen Zeitschriften, von denen es am Kiosk inzwischen ja nur so wimmelt, und die sich alle „Programmzeitschrift für das Internet“ oder so ähnlich nennen.

Zunehmend gehen große und kleine Firmen mit eigener Webpräsenz dazu über, die Internet-Adresse in ihren An-zeigen abzudrucken. Es lohnt sich also, auch solche Publikumstitel wie „Spiegel“ oder „Stern“ wachsam durchzulesen und dabei immer ein Auge für mögliche interessante URLs zu haben. Ähnliches gilt inzwischen auch für Stadtverwaltungen, Fremdenverkehrsbüros und Touristikorganisationen sowie deren Prospekte.

Neben solcher eher zufallsabhängigen Sucherei ist es aber natürlich die gezielte Suche, die am schnellsten zum Erfolg führt. Dafür gibt es, siehe oben, inzwischen jede Menge hilfreicher Dienste und Suchmaschinen, die bei richtigem Gebrauch zu raschen Ergebnissen führen können. Umgekehrt gilt: Wer eine Search Engine falsch bedient, wird mit Datenmüll überschwemmt und kommt nicht weiter.

So führt die Eingabe „EMI“ den Net-User bei der Suchmaschine Yahoo! nicht zu EMI-Electrola, sondern zur Firma „Educational Marketing International“ oder zu „Electronic Modelling Technology“. Die gleichnamige Schallplattenfirma hatte es wohl auch verpennt, rechtzeitig ihren Namen als Internet-Adresse eintragen zu lassen, so dass ein Versuch mit „www.emi.com“ zu einem Besuch bei EMI Corp. führte, einem Tochterunternehmen von Intermedia Communications. Ein Versuch über die Suchmaschine Alta Vista war schließlich erfolgreich, aber erst mit der Begriffskombination „EMI Records“. Da fand sich ein Link zu einem Stellenangebot der New Yorker Dependance von EMI Electrola, die per Internet nach Hospitanten für die Marketingabteilung suchte …

Nehmen wir an, Sie suchen im Internet nach Informationen darüber, wie man auf dem Internet nach Informationen sucht. Sie wählen sich beispielsweise in das Suchsystem von Digital Equipment, der Search Engine Alta Vista, ein und tippen ins Suchfeld „search“ ein. Alta Vista landete Anfang September 1996 bei einer solchen Idioten-Abfrage sage und schreibe 6 Millionen „Treffer“. Bis Sie die alle abgearbeitet haben, sind Sie alt und grau.

Auf die ausführlichere Suchabfrage: „how to search the Web“ präsentierte Alta Vista zwar noch rund 160.000 mögliche Fundstellen, doch konnte die eingebaute Intelligenz des Systems doch immerhin 20 Dokumente finden, bei denen die Wahrscheinlichkeit, das Gesuchte zu sein, überdurchschnittlich hoch war. Und tatsächlich: Unter den 20 Kandidaten der Endrunde waren so nützliche Texte wie die „Tips from the Net Nuts“ (www.ris.net/howto.html), das „Excite Handbook: How To Search“ (oscinfo.osc.edu/ Architext/HowToSearch.html) und die sehr informative Sprungseile „Web Searches and Indexes“ (eduwww. mwsu.edu/bigsurf/02-Search_Engines) – ideale Informationsquellen für den angehenden Internet-Profi.

Leider haben sich die Erfinder der verschiedenen Search Engines aber von unterschiedlichen Vorgaben leiten las-sen. Einige sind auf Abfragen in einfachem Umgangsenglisch programmiert, andere unterstützen Bool’sche Logikabfragen oder andere nur für Datenbanktechniker nachvollziehbare Dinge. Manchmal finden sich irgendwo auf der Webseite Hinweise zur korrekten Bedienung – häufig aber auch nicht.

In jedem Fall lohnt es sich, vorher über das nachzudenken, was Sie suchen und ein paar Schlüsselwörter zu definieren, die weiterhelfen sollen. Angenommen Sie wollen sich über Autorenrechte informieren. Ein Suchlauf mit den Stichworten „intellectual property rights“ wird sicher einiges zutage fördern. Andererseits gibt es aber viele Fundstellen zu diesem Themenkomplex, in denen diese Begriffe überhaupt nicht auftauchen – dafür aber andere wie „Copyright“, „piracy“ oder „license“. Es lohnt sich also, diese verwandten Begriffe (kaufen Sie sich notfalls einen guten Thesaurus!) ebenfalls abzuklappern und sie vielleicht sogar alle auf einmal abzufragen – wenn dann noch ein Treffer dabei ist, dürfte der Inhalt ziemlich genau dem entsprechen, was Sie sich vorgestellt haben.

Die intelligenteren Suchmaschinen sind in der Lage, sogenannte Kontextsuchen durchzuführen. Das heißt: Wenn Sie „intellectual property rights“ eingeben, wird das System von sich aus schon alle art- und sachverwandten Bereiche selbständig absuchen und sie Ihnen melden, selbst wenn Ihre Original-Stichwörter in den gefundenen Dokumenten gar nicht drinstehen.

Wir möchten an dieser Stelle eine Passage aus dem „Excite Handbook“ zitieren, weil er sehr schön aufzeigt, wie knifflig das Formulieren einer guten Suchabfrage sein kann – und wie verblüffend das Ergebnis:

Normalerweise eignen sich selektive Begriffe zum Einengen Ihrer Suche. Seien Sie so genau wie möglich; fügen Sie Wörter hinzu, die sich eindeutig auf das Objekt Ihrer Suche beziehen und nicht einfache, beschreibende Wörter. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie suchen Informationen über den früheren Basketball-Profi (und heutigen Sportkommentator) Kareem Abdul-Jabbar.

Was Sie nicht tun sollten: Da Kareem Abdul-Jabbar nun zufällig ein ziemlich einmaliger Name ist, haben Sie nichts davon, wenn Sie zusätzliche beschreibende Informationen über den Mann eingeben, der ihn nicht von anderen unterscheidet. Da es nur einen Kareem Abdul-Jabbar gibt (so weit wir wissen), würden zusätzliche Eingaben wie „basketball player“ die Suche nur erschweren; es würde die Such-Software ermuntern, zusätzlich zu Informationen über Herrn Abdul-Jabbar noch Einträge über andere Basketballspieler aufzunehmen – sowie Informationen über „Basketball“ im allgemeinen oder „Spieler“ im allgemeinen.

Was Sie tun sollten: Obwohl der Suchbegriff „Kareem Abdul-Jabbar“ für sich alleine schon sehr gut ist, gibt es den-noch ein paar Dinge die Sie tun können, um Ihre Suchabfrage zu verbessern.

Erstens: Da Abdul ein ziemlich verbreiteter Name ist, wäre es vielleicht sinnvoll, ihn aus der Abfrage herauszulassen, damit Sie nicht Informationen über andere Abduls bekommen. Das bringt vielleicht nicht viel, aber es tut auch nicht weh. „Kareem“ und „Jabbar“ tragen mehr dazu bei, Ihre Abfrage unverwechselbar zu machen als „Abdul“. (Übrigens: Der Bindestrich in „Abdul-Jabbar“ wird ignoriert.

Zweitens: Nehmen wir mal an, es gäbe einen zweiten (berühmten) Kareem Abdul-Jabbar, der aber kein professioneller Basketballspieler war. Wenn das der Fall wäre, dann wäre es wichtig, „Ihren“ Kareem von dem anderen zu unterscheiden, aber so, dass „Ihr“ Kareem dennoch so unmissverständlich wie möglich beschrieben wird.  Das Hinzufügen von „basketball player“ würde zwar dazu bei-tragen, die beiden auseinanderzuhalten, aber es ist zu allgemein, um ideal zu sein. Wenn Sie den Namen seiner alten Mannschaft, „Lakers“, dazu setzen, wäre das besser, denn es gibt weniger Lakers als Basketballspieler insgesamt, aber das ist immer noch ziemlich allgemein. Am besten wäre so etwas wie „Lew Alcindor“ (so hieß er nämlich bis 1974), da es absolut einmalig ist und nur zu „Ihrem“ Herrn Abdul-Jabbar passt.

Viele Search Engines legen die Priorität der Dokumente nach der Anzahl von Fundstellen des gesuchten Begriffes fest. In einem solchen Fall kann es nützlich sein, den Begriff einfach ein paarmal zu wiederholen:

Willy Brandt Polen Polen Polen

wäre zum Beispiel geeignet, wenn Sie nur nach Hinweisen auf den Polenbesuch des Bundeskanzlers im Jahre 1970 suchen – und nicht jede Menge anderer Informationen über Willy Brandt.

Ein größeres Problem sind die Schreibweisen von Namen. Da wir uns im Internet in einer hauptsächlich englischsprachigen Welt tummeln, kommen wir nicht umhin, uns mit den Eigentümlichkeiten der Angelsachsen beim Umgang mit Orts- und Personennamen auseinanderzusetzen. Leider sind sich Engländer und Amis da nicht einig, und die Amerikaner untereinander auch nicht.

So gibt es Tageszeitungen wie die ehrwürdige „New York Times“, die darauf bestehen, möglichst die phonetische Schreibweise ausländischer Namen zu verwenden. Der libysche Diktator heißt dort „Gadhafi“. Andere Quellen bevorzugen ans Arabische angelehnte Schreibweisen wie „Qadaffi“ oder „Khaddafi“. Andere wiederum benützen das für englischsprechende Menschen irgendwie geläufigere „Kaddafi“. Sie können, je nachdem welche Variante Sie wählen, unter Umständen voll danebenliegen und entweder überhaupt nichts finden oder wichtige Fundstellen übersehen. Am besten also, Sie tippen gleich mehrere Schreibweisen auf einmal ein, denn damit engen Sie die Suche erheblich ein.

Es lohnt sich also, sich bei der Vorbereitung und Formulierung einer Suche im Internet vorher Gedanken zu machen. Die Zeit, die Sie dort aufwenden, können Sie später bei der Suche unter Umständen mehrfach wieder einsparen.

Der vielleicht wichtigste Tipp für den Umgang mit Schilfen auf dem Net lautet aber: Verlassen Sie sich nicht auf eine bestimmte, sondern nutzen Sie mehrere. Zwar wer-den Sie bei fast allen Search Engines aufgefordert, diese Seiten als Lesezeichen abzulegen und damit zu Ihrer „Stamm-Suchmaschine“ zu machen. Klar: Da die Höhe der Werbegelder, die der Betreiber kassiert, sich nach der Anzahl der Besucher richtet, hat jeder ein gesteigertes Interesse daran, Sie zum Dauerbesucher zu machen. Das ist aber nicht in Ihrem Interesse, denn dazu sind die verschiedenen Systeme und die mit ihnen zu erzielenden Ergebnisse viel zu unterschiedlich.

Machen Sie sich ruhig die Mühe, verschiedene Search Engines auszuprobieren und kennenzulernen. Lassen Sie auch ruhig die gleiche Suchabfrage von verschiedenen Suchmaschinen abarbeiten und vergleichen Sie die Ergebnisse.

Schlaue Internet-Anbieter haben auch schon erkannt, dass gerade hier eine Marktlücke liegt – und bieten sogenannte Metasearch-Webseiten an Hier wird Ihre Anfrage gleich automatisch an mehrere Suchhilfen weitergeleitet; die Meta-Maschine sammelt lediglich die Resultate, ordnet sie und zeigt sie auf der eigenen Webseite an. Was ein bisschen an Matthäus 6/26 erinnert: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht … und euer himmlischer Vater nährt sie doch.“

(aus „Internet-Praxis – der Wegweiser für das größte Datennetz der Welt)

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