Das Ende der Arbeit

Amerika hat im Vergleich zu Deutschland ein echtes Jobproblem: Die Arbeitslosigkeit liegt beharrlich um die acht Prozent, und alle fragen sich, wann der Jobmotor endlich anspringen und das große Land auf Kurs in Richtung Vollbeschäftigung bringen wird.

Die Antwort ist: Wahrscheinlich nie. Denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat sich still und leise ein Trend etabliert, der eines Tages wahrscheinlich auch unser Land erfassen wird: Die so genannte „Agent Economy“.

In einer solchen Agentenwirtschaft ist jeder sein eigener Arbeitgeber. Junge Startups wollen sich nicht mit teuren Angestellten belasten und beschäftigen deshalb lieber Leute auf Zeit oder gegen Honorar für ganz bestimmte Aufgaben. Und die jungen Leute, die solche Arbeit machen, finden das auch ganz gut, denn es gibt ihnen die Freiheit, ihre Arbeitszeit selbst einzuteilen oder nebenbei an der Gründung einer eigenen kleinen Firma zu basteln. Denn in Amerika ist der Gründergeist wieder mit Hochdruck unterwegs – anders als bei uns, wo die Zahl der Firmenneugründungen seit Jahren rückläufig ist. Das gilt vor allem für Kleinunternehmen, wo  laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Neugründungen im ersten Halbjahr 2012 um 14,2 Prozent zurückging.

Ich denke, da muss sich in Deutschland noch was drehen, denn sonst verlieren wir womöglich den Anschluss an die Zukunft der Arbeit, vor allem aber der Wissensarbeit. Denn die liegt nach Ansicht von Dr. Wilhelm Bauer vom Fraunhoferinstitut für Arbeitsorganisation (FAO) in Stuttgart in der, wie er sagt, „Modularisierung der Wissensarbeit“. Komplexe Aufgaben, zum Beispiel das Erstellen einer Produktpräsentation oder die Entwicklung eines neuen Fräsautomaten, werden in kleine Teile zerlegt, die ein Einzelner mit der entsprechenden Qualifikation relativ schnell und einfach erledigen kann. Diese Arbeitspäckchen werden über eine Art Online-Marktplatz entweder firmenintern oder gleich per Internet weltweit ausgeschrieben. Wer Zeit und Lust hat, meldet sich und übernimmt den Job. Am Ende muss einer in der Firma die einzelnen Arbeitsfitzel zusammenbauen – und fertig ist die Laube!

Für Dr. Bauer stellt sich angesichts solcher Zukunftsszenarios ohnehin die Frage, ob Festanstellung nicht irgendwann einmal ein Auslaufmodell sein wird. Das klingt immer ganz ketzerisch, und vielee Leuten jagt er damit Schrecken ein. Aber wenn das Beispiel Amerika als Vergleichsmaßstab taugt, dann sind wir wahrscheinlich schon auf dem besten Weg dorthin.

Ich denke, die junge Generation der Digital Natives wird sich ohnehin weniger gerne an den Schreibtisch fesseln lassen wie wir Alten. Und das ist vielleicht auch gut so – gut für Deutschland und gut für uns selber.

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