Die griechische Küche ist ein unvergessliches Erlebnis. Das Essen hingegen weniger.

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Um ehrlich zu sein, ist die griechische Küche nicht die beste mediterrane Küche. Jahrhundertelang waren die Griechen arm und unterdrückt, sodass sie weder die Zeit noch den Luxus hatten, eine Esskultur zu entwickeln, die mit der beispielsweise Frankreichs oder Italiens mithalten kann. Ihre Küche ist eine Mischung aus regionalen Stilen und lokalen Produkten, die meist von Menschen zubereitet werden, die nie eine Kochausbildung absolviert haben. In dieser Hinsicht ähnelt sie der chinesischen Küche im Westen, die in der Regel nichts mit der chinesischen Haute Cuisine zu tun hat.

Ich habe tagelang in Athen nach feiner Küche gesucht – aber ohne Erfolg! Es gab Gyros Lamm, oder Fisch, vielleicht zwichendurch eine Stifada. Gut aber leider alles nur Mittelmaß.

Unsere Ferien verbrachten wir jahrelang immer in der Region Sfakia auf Kreta, dem „wilden Süden“, wo der Fisch frisch gefangen wurde, die Lämmer auf den Hügeln lebten und sich von Wildkräutern ernährten und unsere wunderbare Gastgeberin ihren eigenen Joghurt herstellte, den wir jeden Morgen mit lokalem Thymianhonig genossen. Es war alles sehr, sehr gut, aber es war eben nicht wirklich gourmethaft. Aber dafür war das Wasser kristallklar, der Uzo floß in Strömen und wir genossen das Leben in vollen Zügen!

In München wohnten wir neben dem besten griechischen Restaurant der Stadt, dem Paros in der Kirchenstraße, wo das Essen fantastisch ist! Allerdings ist nicht alles authentisch griechisch. Ich kenne den Koch, und er erzählte mir, dass er regelmäßig französische und italienische Restaurants besucht, um nach Möglichkeiten zu suchen, die Rezepte seiner Mutter, die aus Larissa stammt, aufzupeppen. Für einen Italiener ist es kulinarisch gesehen das Äquivalent zum Gewinn des Marathons, wenn er so kochen kann wie seine Mama, aber für die Griechen ist gutes Essen einfach nicht so wichtig; wenn es gut ist und satt macht, ist es gut genug. Finesse ist einfach nicht ihre Stärke.

Und bevor ihr mich alle wegen der köstlichen Moussaka anbrüllt, die ihr letztes Jahr auf Santorin gegessen habt: Ich weiß! Im besten Fall ist die griechische Küche eine Freude. Es geht dabei weniger um das Essen selbst als vielmehr um das Erlebnis des Essens.

Sie haben andere Prioritäten, und dafür liebe ich sie: mit Freunden reden, auf dem Markt feilschen, bis zum Sonnenuntergang diskutieren, Ouzo trinken, Tavla spielen (für uns Ausländer Backgammon) und ganz allgemein das Leben so intensiv wie möglich genießen.

Ich werde nie vergessen, als mein Freund Jannis seine deutsche Freundin geheiratet hat. Es war wie in dem Fim „My Big Fat Greek Wedding“, nur authenischer. Wir reisten nach Heraklion, wo er herkam. Mindestens 500 Menschen hatten sich an Tischen unter freiem Himmel versammelt und aßen Lammbraten mit Kartoffeln, der auf großen quadratischen Backblechen serviert wurde und in der örtlichen Bäckerei zubereitet worden war, da nur diese über einen genügend großen Ofen verfügte. Jannis‘ Vater war Weinhändler und hatte in dem Jahr, in dem sein erster Sohn geboren wurde, ein paar Fässer Wein beiseite gestellt. Als sein Ältester heiratete, war der Wein mehr als 30 Jahre alt!

Jannis‘ alter Großvater wurde hereingeführt. Er trug die traditionelle schwarze kretische Hose, eine bestickte Jacke und eine kleine Mütze und konnte sich ohne Hilfe kaum bewegen. Dann begann jemand Bouzouki zu spielen, und alle Männer (!) sprangen auf die Tanzfläche und benahmen sich wie Anthony Quinns der späten Jahre.

Der alte Mann wurde von zwei seiner starken Söhne auf die Bühne geholfen und begann leise mit sich selbst Sirtaki zu tanzen. Eine Stunde später, als alle jungen Kraftprotze längst vor Erschöpfung zusammengebrochen waren, war er immer noch dabei, die Arme erhoben, mit den Fingern schnippend, seine kleinen trippelnden Schritte tanzend, bis auch er schließlich seinen Jungs signalisierte, sie sollten kommen und ihn holen. Nachdem er sich hingesetzt hatte, versank er in Apathie und wurde wieder zu einem alten, alten Griechen.

Natürlich ist er längst verstorben, aber wenn ich meine Augen schließe, sehe ich ihn noch immer vor mir. Ich kann noch immer das Lamm riechen und den Wein schmecken. Und das ist für mich Griechenland in seiner schönsten Form!

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