Weg mit dem Butterberg!

Und das in knapp zwei Wochen!

Die Männer in meiner Familie neigen dazu, sich mit der Zeit ein kleines Fettbäuchlein anzufressen und zu -saufen. Bei meinem Vater war das so, aber der war ja auch ein echter Schwerenöter. Nach dem dritten Herzinfarkt schloß er mit seinem Arzt einen Deal. Der sagte ihm, er müsse unbedingt kürzer treten, denn das Rauchen verenge die Blutgefäße. Und den Alkohol solle er auch einschränken. Daddy wollte wissen warum. „Weil es die Blutgefäße erweitert“, meinte der Medikus. Von da an soff mein Vater nur, wenn er gleichzeitig auch eine Zigfarette rauchte, und er hielt sich eisern daran, bis ihn das Herzkasperl mit 77 Jahren hinwegraffte.

Bei mir ist das etwas anders: Ich trainiere täglich und laufe jedes Jahr im Herbst einen Marathon. Leider esse und trinke ich auch gerne, aber diese beiden Hobbys gleichen sich sehr schön aus. Ja, ich habe normalerweise ein kleines Biergeschwür, aber es hält sich noch in Grenzen, und wenn es auf den Herbst zugeht, komme ich normalersweise runter in die Nähe von 85 Kilo, was bei einer Körpergröße von 180 und einem Alter jenseits der 60 ganz in Ordnung ist, meint mein Arzt.

Und dann kam letztes Jahr dieses blöde Vorhofflimmern (siehe: „Mit dem Laser nach Berlin“). Blöd deshalb, weil ich genauso gut hätte draufgehen können, blöd aber vor allem deswegen, weil ich ein gutes halbes Jahr komplett mit dem Lauftraining aussetzen musste. Und da ich mit einer Gorumetköchin verheiratet bin und einen wohlgefüllten Weinkeller mein eigen nenne, konnnte ich richtiggehend zuschauen, wie mein Bauchumfang wuchs. Irgendwann hatte ich Angst davor, mich auf die Waage zu stellen, denn der Zeiger rückte immer näher an meine persönliche „Angstmarke“, nämlich 100 Kilo. „Du wirst niemals ein Ühu“, hatte ich mir mal geschworen – also jemand, der über Hundert auf den Rippen hat. Und jetzt war es fast soweit.

Nun, nachdem die Ärzte mein Herz mittels Laserablation wieder zur Vernunft gebracht haben und ich wieder laufen kann, habe ich mir vorgenommen, wirklich etwas zu tun. Ich bin schon angemeldet für den Halbmarathon beim Münchner Stadtlauf im Juni und für die ganze Strecke in Berlin Ende September. Und das bedeutet: Ich muss heute schon jeden Tag trainieren! Zwischen 20 und 30 Wochenkilometer sind es schon, und bis August werde ich mich wohl auf 40 bis 50 steigern müssen.

Gleichzeitig habe ich aufgehört, Kohlenhydrate zu essen, und das jetzt schon seit fast zwei Wochen. Kohlenhydrate sind völlig überflüssig, aber leider schmecken sie so verführerisch. Gestern beim Mittagessen im Münchner Golfclub in Thalkirchen gab es die ersten bayerischen Spargel des Jahres, und ich habe sie ohne Kartoffeln bestellt. Ja, sie haben toll geschmeckt, aber irgendwas hat doch gefehlt…

Dafür bin ich heute Morgen auf die Waage gestiegen – und die Anzeige hörte bei 93,9 erst auf zu blinken! Will heißen: Ich habe in den letzten Wochen so ganz nebenbei fast sechs Kilo abgespeckt. Jetzt noch sechs davon, und ich habe mein altes Kampfgewicht wieder.

Vorhin bin ich an die Tiefkühltruhe gegangen und habe ein Päckchen Butter rausgeholt zum Auftauen. Das sind 250 Gramm. Vier sind ein Kilo. Sechs Kilo entsprechen also 24 davon. Und da kam es mir auf einmal, was für einen gewaltigen Butterberg ich mit mir herumgeschleppt habe. Zwei Stück Butter sind ungefähr so groß wie ein normaler Backstein. Zwölf Backsteine um den Bauch? Mein Gott, was sind das nur für Mengen! Das muss man erst einmal verdauen – geistig, meine ich.

Kein Wunder, dass ich so schnell außer Puste komme. Und kein Wunder, dass Fettleibigkeit uns Menschen tötet. Ich muss an meine Landsleute denken, bei denen ich das Gefühl habe, drei Viertel von ihnen sind aufgeblasen wie Kinderluftballons – nur dass jedes Kilo so viel ist wie vier Packungen Butter.

Ich weiß: An irgendwas muss ich früher oder später sterben. Aber ich habe mir geschworen: Es wird nicht der Bauch sein, der mich umbringt. Eher der Marathon. Da eifern wir ja schließlich dem großen historischen Vorbild nach – der erste Marathonläufer hat es gerade noch bis auf die Akropolis in Athen geschafft, bevor er „Wir haben gesiegt“ keuchte und dann leblos umfiel. Was für ein wunderschöner Tod! Dafür lohnt es sich zu trainieren…

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