Wie ich mit dem Bloggen anfing

 

Der allererste Blog

Ich bekomme oft die Frage gestellt: „Wann hast du eigentlich mit dem Bloggen angefangen? Nun, das war im Januar 1995. Mein Freund Sebastian von Bomhard, genannt „SvB“, hatte sich gerade mit der Firma Spacenet selbständig gemacht hatte und er reservierte mir die Domain „cole.de“ und vermietete mir für kleines Geld einen Platz auf dem Spacenet-Server. Ich brachte mir selbst das kleine Einmaleins der Programmiersprache HTML bei und bastele einen reichlich primitiven Web-Auftritt, den ich „Mein Online-Tagebuch“ nannte.

Notabene: Der Begriff „Blog“ existierte damals noch gar nicht. Es gab das Usenet und so genannte Bulletin Boards, aber das Wort wurde erst 1997 von Jorn Barger erfunden, einem Programmierer und Games-Schreiber, der sich einer Tätigkeit widmete, die er „logging the Web“ nannte, woraus bald kurz „weblog“ wurde. Der Online-Tagebuchschreiber Peter Merholz trennte das 1999 scherzhaft auf in „we blog“ – und schuf damit ein neues Genre.

Ich wollte eigentlich schon 1994, und zwar kurz vor Weihnachten meine ersten Tagebucheinträge posten, aber das mit dem HTML-Schreiben war doch nicht so einfach wie gedacht. Und so ging der erste Beitrag erst am 4. Januar online. Hier ist er:

Laut „Spiegel“ sind Handys vor allem bei Ganoven und Kriminelle beliebt. „Mafiosi verständigen sich zunhemend per Funktelefon, denn die Polizei kann im D-Netz bislang nicht mithären“, unkten die Kollegen vom Hamburger Nachrichtenmagazin – und zitierten reihenweise Ordnungshüter, die dafür plädieren, die bislang abhörsichere GSM-Technik möglichst schnell für staatliche Lauschangriffe zu öffnen.

Die Netzbetreiber Mannesmann und Telekom werden gerügt: Angeblich würden sie sich „hinter Datenschutzbestimmungen verschanzen“. Genauer: Sie weigern sich, die entsprechenden teuren Umbauten ihrer Sendeanlagen auf Kosten der Kunden vorzunehmen. Mannesmann-Sprecherin Barbara Kögler wird mit der Forderung zitiert: „Der Staat soll zahlen.“.

Ich habe einen noch besseren Vorschlag: Laßt alles, wie es ist! Ich finde es ganz beruhigend zu wissen, daß mir niemand, aber auch niemand zuhören kann, wenn ich im D-Netz telefoniere. Wir werden im Leben schon genug beschüffelt und erfaßt.

Man merkt schon: Das war vor der Rechtschreibreform, ich schrieb „daß“ und „erfaßt“ noch mit „Esszett“, und mit dem Korrekturlesen stand ich damals schon auf Kriegsfuß („zunhemend“, „mithären“).

Es folgten dann in rascher Folge weitere kleine Schnipsel und dann, am 22. März 1995, eines, das bis heute zu meinen Lieblingsposts zählt und in dem wiederum SvB die Hauptrolle spielt:

„Wer seine Handy-Rechnung lesen muss, kann ihn sich eigentlich nicht leisten.

Das Handy von Sebastian von Bomhard, Chef des Münchner Internet-Providers Spacenet, ist unter der Nummer 0045 abwählbar –  die Vorwahl von Dänemark. Wieso das?

„Wegen der Erreichbarkeit“, behauptet er. Noch immer gebe es Unterschiede zwischen D1 und D2, was er sogar in seinem Bürogebäude am Frankfurter Ring zu spüren bekomme. „Es gibt bestimmte Zimmer, da funktioniert D1 nicht, in anderen bekomme ich mit D2 keinen Empfang. über die Auslandsnummer kriegen Sie mich dagegen immer.“

Den Verdacht, dass er die Dänen-Nummer nur wegen der billigeren Grundgebühr abziehe, weist von Bomhard strikt von sich. Kostenmäßig lohne sich die Sache gar nicht – im Gegenteil. Als echten Lebenskünstler störe ihn das aber nicht: „Ich bin ein Snob – ich lese Rechnungen grundsätzlich nicht …“

Was das Bloggen selbst angeht, so gibt es immer noch einige Unstimmigkeiten unter Fachleuten, zum Beispiel der: Heißt es „der Blog“ oder „das Blog“? Michael Kausch und ich haben auf czsylansky.net schon vor ewigen Zeiten (genauer: 2008) dazu die Federn gekreuzt, aber ich bleibe dabei: Für mich heißt es „der Blog“. Und ich habe ihn ja schließlich miterfunden, oder?

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