Mein schwerer Start in Journalistenleben

Ich habe gleich zu Beginn meiner Journalistenlaufbahn beinahe eine Bruchlandung hingelegt, und das kam so: Die RNZ, wo ich volontierte, hat mich nicht als Redaktuer übernommen, und das Zeugnis, dass mir der alte Hermann Knorr ausstellte, war wirklich grenzwertig. „Mit seinen Leistungen waren wir zufrieden“ heisst ungefähr so viel wie ein „Ausreichend“ in der Schule. Drunter gibt’s im Zeugnisdeutsch nur noch „er hat sich stets bemüht.“

Dabei war er aber eigentlich gar nicht mit meinen Leistungen so unzufrieden, sondern mit meiner freschen Gosch. Laut Manteltarifvertrag war damals schon klar, dass ein Zeitungsvolontär eigentlich in allen Ressort reinschnuppern sollte,  also Politik, Wirtschaft, Sport, und so weiter. Die RNZ hatte damals mehr Volontäre als Redakteure, die allesamt in den Außenredaktionen saßen und dort im Grunde die Arbeit eines „richtigen“ Redakteurs machten, aber zu einem Bruchteil des Gehalts.

Mich hat Doktor Hermann im zweiten Jahr sogar ganz alleine nach Wiesloch geschickt (was in Baden „in die Klappsmühle“ bedeutet, weil es in Wiesloch eine psychiatrische Klinik gibt), und er hat mir sogar einen Volontär im ersten Lehrjahr zur Unterstützung zugeteilt, den ich — selber noch Stift — quasi nebenbei noch auszubilden hatte.

Irgendwann haben wir uns alle zusammengerottet und ihm als Verleger einen Brief geschickt, in dem wir ihn aufforderten, die Vorgaben des Manteltarifvertrags zu erfüllen und uns durch die Redaktionen rotieren zu lassen. Und ich hab‘ den Brief natürlich als Allererster unterschrieben.

Das fand er gar nicht witzig und hat mich nach Heidelberg in sein Büro einbestellt, um mir sein Missfallen persönlich kund zu tun. Nach Ablauf meiner Ausbildungszeit saß ich also auf der Straße. Das war aber mein großes Glück, denn ich kam danach in die Großstadt zu den Stuttgarter Nachrichten, und von da an blickte ich nicht mehr zurück!

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.