Es ist zwei Uhr morgens in Dubai, aber die Lichter im Flughafenterminal gehen niemals aus. Mir gegenüber in der Lounge übt eine junge Asiaten offenbar eine selbstersonnene Version von Tai Chi, die man im Sitzen ausführen kann. Im Food Court gibt es McDonald’s, Fast Food à la francais, arabische Pizza und Murg Massala. Die Kassiererinnen im Duty Free Shop stammen aus Korea, der Kellner im Restaurant ist Indonesier. Durch das weite Dach der Abfertigungshalle schwirren deutsche, englische, russische, japanische, chinesische und arabische Sprachfetzen.
Dies ist der erste einer losen Folge von Blog-Einträgen von einer Reise, die mich in ein indisches Dorf, in ein Dachgartenlokal mit Blick auf den Taj Mahal, ins Herz eines der größten IT Service-Unternehmen des Subkontinents und an die Stufen führen wird, die in Varanassi (das frühere Benares) zum Ganges hinunter führt und wo der Geruch verbrannter Leichen so allgtegenwärtig ist wie der von gebrannten Mandeln auf dem gerade stattfindenden Oktoberfest daheim in München.
Bevor ich abflog, hatte ich am Freitag noch etwas in Kiel zu erledigen: Dort feierte der Fachbereich Medienproduktion der Fachhochschule Zehnjähriges, und man veranstaltete zur Feier des Tages ein Symposium zum Thema „Hirn aus – Internet an?“. Ich habe dort über die unsägliche Titelgeschichte des „Spiegel“ („Macht das Internet doof?“) geredet und über den digitalen Generationenkonflikt. Marshall McLuhan sagt ja, die Medien, die wir konsumieren, prägen unser Medienverhalten; wer sich von Sendern berieseln lässt, wir zeitlebens ein passiver Konsument bleiben, wer mit Interaktion, Dialogmedien und Mitmach-Internet aufwächst, der macht auch sonst eher mit als das Leben einfach über sich ergehen zu lassen.
Ich habe wieder viele hoffnungsvolle Gesichter gesehen von jungen Menschen, die sich gerade dran machen, die Welt zu erobern. Sie lernen die Grundtechniken, die sie befähigen werden, mit immer neuen Neuen Medien kompetent und selbstverständlich umzugehen. Und dann stellte mir jemand in der Podiumsdiskussion die Frage, wo denn die größten Risiken für die aktuelle Gneration von Berufsanfängern in der Medienbranche liegen.
„In Indien“, habe ich spontan gesagt. Dann habe ich mich korrigiert – in China natürlich auch. Und in den anderen Ländern der so genannten Dritten Welt, wo Millionen on bildungs- und auch sonst hungrigen jungen Menschen heranwachsen, die potenziell genauso kompetent mit den Neuen medien umgehen können. „Das ind Eure Konkurrenten um die Jobs in der Medienbranche von morgen“, habe ich gesagt.
Die Globalisierung ist heute ein ganz persönliches, erlebbares Phänomen. Nur, dass man es nicht so spürt, wenn man in Kiel Hörsaal sitzt. Im Flughafen von Dubai ist es unüberhör- und unübersehbar.