Kann KI den CIO ersetzen?

Techniken der Künstlichen Intelligenz | Internet of Things (IoT)

Es geht ein Gespenst um in Europa (und nicht nur dort): Künstliche Intelligenz gilt als die neue Bedrohung, den endgültigen Jobkiller. Das geht quer durch die Branchen:

  • Beim Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler in Hollywood geht es hauptsächlich darum, den Einsatz von KI-gestützten Systemen zu verhindern, die drohen, ganze Spielfilmserien zu schreiben, ohne dass ein Mensch ein Wort dazu beitragen muss.
  • Laut der Bank Goldman Sachs könnten 44 % der Aufgaben von Rechtsanwälten von KI übernommen werden, mehr als in jedem anderen untersuchten Beruf, mit Ausnahme von Büro- und Verwaltungsarbeiten. Anwälte verbringen sehr viel Zeit damit, langwierige Dokumente zu prüfen – eine Aufgabe, die KI nachweislich gut erledigen kann. Anwälte nutzen KI für eine Vielzahl von Aufgaben, darunter Due-Diligence-Prüfungen, Recherchen und Datenanalysen. Diese Anwendungen stützen sich weitgehend auf „extraktive“ KI, die, wie der Name schon sagt, Informationen aus einem Text extrahiert und spezifische Fragen zu dessen Inhalt beantwortet.
  • So wie WhatsApp die SMS verdrängt hat, werden Chatbots Callcenter verdrängen, ist Dirk Böhme überzeugt, Chief Operating Manager von Silbury Deutschland, einem Softwareentwickler aus Fürth.

Doch kein Berufsstand hat so viel Angst um ihre berufliche Zukunft wie der Chief Information Officer, in der branchentypischen Abkürzungswiút „CIO“ genannt. Das ist der, meist hochbezahlte, Mensch, der verantwortlich dafür ist, die IKT-Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Mitte der 1980er Jahre war die CIO-Rolle in erster Linie eine überwiegend technische Aufgabe. Doch da Speicherung, Übermittlung und Analyse von elektronischen Informationen für die Unternehmen immer wichtiger wurden, entwickelten sich die Aufgaben der CIOs mehr und mehr zu einer bedeutenden Schlüsselfunktion bei der Formulierung neuer strategischer Ziele.

In vielen Unternehmen berichten CIOs direkt an den Vorstandsvorsitzenden oder an den Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Bei einigen Aktiengesellschaften ist der CIO sogar Mitglied des Vorstandes. Ein wichtiger Bestandteil der CIO-Verantwortung ist die Unterrichtung des Managements und die Mitarbeiter über die Geschäftsvorzüge – aber auch über die Risiken – der IT-Systeme des Unternehmens.

Der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski sieht in Künstlicher Intelligenz nicht in jedem Fall eine Bedrohung. Sie sei „aber ein Risikofaktor“.

Obwohl KI das Potenzial hat, verschiedene Aspekte der Rolle eines Chief Information Officer (CIO) zu automatisieren und zu verbessern, ist es unwahrscheinlich, dass sie CIOs in absehbarer Zukunft vollständig ersetzen wird. CIOs haben strategische und leitende Positionen in Unternehmen inne, und ihre Aufgaben gehen über technische Aufgaben, die automatisiert werden können, hinaus. Hier einige Gründe, warum es unwahrscheinlich ist, dass KI CIOs vollständig ersetzen wird:

  1. Strategische Entscheidungsfindung: CIOs spielen eine entscheidende Rolle bei der Abstimmung von Technologiestrategien auf die allgemeinen Unternehmensziele. Sie bewerten die Auswirkungen neuer Technologien, treffen fundierte Entscheidungen über IT-Investitionen und entwickeln langfristige IT-Strategien. KI kann zwar Einblicke und datengestützte Empfehlungen liefern, doch die endgültigen Entscheidungen erfordern oft ein menschliches Urteilsvermögen, das verschiedene Faktoren jenseits der Rohdaten berücksichtigt.
  2. Geschäftssinn und Führungsqualitäten: CIOs brauchen ein tiefes Verständnis für die Geschäftsabläufe des Unternehmens, Branchentrends und Kundenbedürfnisse. Sie arbeiten mit anderen Führungskräften und Abteilungen zusammen, um sicherzustellen, dass Technologielösungen den Geschäftsanforderungen entsprechen. Führungsqualitäten, Kommunikationsfähigkeiten und Fähigkeiten zum Aufbau von Beziehungen sind für CIOs unerlässlich und können von KI-Systemen nicht ohne Weiteres nachgebildet werden.
  3. Change Management und Kultur: Die Implementierung neuer Technologien und die Förderung des digitalen Wandels in einem Unternehmen sind mit Change-Management-Bemühungen verbunden. CIOs leiten diese Initiativen, die es erfordern, die organisatorische Dynamik zu steuern, mit Widerständen umzugehen und eine Kultur der Innovation zu fördern. KI kann bei bestimmten Aspekten des Veränderungsmanagements helfen, aber das menschliche Element ist entscheidend, um die Akzeptanz voranzutreiben und erfolgreiche Ergebnisse zu gewährleisten.
  4. Einbindung externer Stakeholder: CIOs haben häufig mit externen Stakeholdern zu tun, z. B. mit Kunden, Anbietern und Aufsichtsbehörden. Der Aufbau und die Pflege dieser Beziehungen erfordern zwischenmenschliche Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick und strategisches Denken. KI kann zwar die Datenanalyse und Informationsbeschaffung für diese Interaktionen unterstützen, doch ist der menschliche Faktor bei der Verwaltung komplexer und nuancierter Beziehungen unerlässlich.
  5. Ethische und rechtliche Erwägungen: Mit der zunehmenden Verbreitung von Technologie gewinnen ethische und rechtliche Überlegungen in Bereichen wie Datenschutz, Sicherheit und KI-Ethik an Bedeutung. CIOs spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten, Governance-Rahmen zu schaffen und ethische Bedenken im Zusammenhang mit der Nutzung von Technologie zu berücksichtigen. Diese Aufgaben erfordern menschliches Urteilsvermögen, Verantwortungsbewusstsein und ein Verständnis für die breiteren gesellschaftlichen Implikationen.

Ist KI also ein vollwertiger Ersatz für den CIO oder doch nur dessen Helfershelfer? Klar ist: KI kann zwar Routineaufgaben automatisieren, Erkenntnisse liefern und bei der Entscheidungsfindung helfen, doch die einzigartige Kombination aus strategischem Denken, Geschäftssinn, Führungsqualitäten und menschlichem Urteilsvermögen macht CIOs in Unternehmen unverzichtbar. KI wird CIOs nicht ersetzen, sondern eher ihre Fähigkeiten erweitern und sie in ihrer Rolle unterstützen.

 

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