Sing um dein Leben, Vogel!

Das darf der Herrgott bloß nicht sehen!

Auf Quora will einer wissen, warum Süditaliener und Sizilianer Schwalben fangen und verspeisen, wodurch sie vom Aussterben bedroht sind. Ich habe ihm wie folgt geantwortet:

Singvögel waren früher ein Grundnahrungsmittel, besonders für arme Leute nicht nur in Süditalien. Auf Zypern gibt es ein traditionelles Gericht namens ambelopoulia („Vögel des Weinbergs“), das mit Singvögeln zubereitet wird, die meistens von Kindern in speziellen Netzen oder mit klebrigen „Kalkstäbchen“ gefangen werden: Die Vögel landen darauf und können nicht mehr entkommen. Aber sie zierten auch die Tische der Oberschicht, wie das englische Kinderlied Sing a Song of Sixpence („Four and twenty blackbirds baked in a pie“) bezeugt.

Tatsächlich ist das Fangen von Singvögeln in den meisten europäischen Ländern, einschließlich Italien und Zypern, verboten.

In Frankreich gibt es unter angeblichen Feinschmeckern nach wie vor den Brauch des Verzehrs von ortolan (Emberiza hortulana), zu deutsch Fettammer (siehe Bild), obwohl diese Praxis strafbar ist. Den Vögeln werden die Augen ausgestochen und sie werden zwei Wochen lang in Gefangenschaft gehalten, wo sie rund um die Uhr fressen, da sie ohne Augenlicht nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden können. Sie erreichen oft das Dreifache ihres natürlichen Gewichts, bevor sie in Armagnac ertränkt, dann in Fett gekocht und im Ganzen gegessen werden, mit Schnabel, Knochen und allem. Sogar Franzosen scheinen aber ein Gewissen zu haben: Es ist üblich, beim Essen von Ortolan den Kopf mit einer Serviette zu bedecken, damit Gott nicht sehen kann, was man tut…

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