Glückseligkeit geht durch den Magen

Da geht's lang!  (Foto: Wildbild)

Da geht’s lang! (Foto: Wildbild)

Jeder, der die authentische chinesische Küche kennt, weiß wie schwer es ist, sie in Europa zu finden. Ja, in London oder Amsterdam vielleicht. Aber in Salzburg, der Stadt, deren kulinarischer Weltruhm bei der Mozartkugel und Salzburger Nockerln beginnt und endet?

Yaoyao ist Chinese, aber er ist noch viel mehr: Ein ausgebildeter Profikoch, der seine Lehrjahre in der Heimat absolvierte und deshalb nie auf die Idee käme, seinen Gästen Chop Suey vorzusetzen, das übersetzt ungefähr „gemischte Essensreste“ heißt und eine Erfindung chinesischer Eisenbahnarbeiter in Nordamerika war – mit chinesischer Hochküche hat es jedenfalls aber auch gar nichts zu tun.

Yaoyao Hu, wie er mit vollem Namen heißt, stammt aus dem Nordosten Chinas, wo die so genannte „Lu-Küche“ zu Hause ist, die für ihre Nudeln berühmt ist, und er hat auch ursprünglich bei Nudelmacher gelernt und zaubert auch heute noch manchmal am Nudelbrett, wo er den Teig kunstvoll um den Kopf wirbeln lässt. Er hält sogar den Guiness-Weltrekord für die längste Nudel der Welt, und seine „handgezogene Nudeln“, wahlweise mit rohem Tunfisch oder Meeresfrüchten in Kokosmilch zeugen von seinem feinen Gefühl für die Fusion fast aller asiatischen Küchen.

Yaoyao ist, wie er selber sagt, als Koch genauso zu Hause in Singapur oder Bangkok wie in Sichuan oder Shanghai. Seine zwei ausgebildeten Sushiköche lässt er experimentieren, etwa seine „Sushi-Variationen aus Österreich“ mit einheimischem Fisch oder seine feurigen „Vulkan-Maki“ die flambiert serviert werden.

Die Menüs der meisten Chinarestaurants in Europa sind lang und langweilig: Listen von Gerichten, die alle gleich schmecken und sich nur durch die Wahl der Proteineinlage unterscheiden, wahlweise Ente, Schweinefleisch oder (maßlos überteuerte) Garnelen. Yaoyao’s Speisekarte ist kurz und übersichtlich. Es gibt ein wechselndes Menü und vielleicht ein Dutzend Hauptspeisen, zum Beispiel die köstlich-knackig gegrille Honigente. Und sogar Desserts, ansonsten ja keine Stärke der Chinesen, werden hier gefühlvoll zusammengesetzt, zum Beispiel Choko-Chili-Mousse oder Thai-Klebreis mit Mango.

Yaoyao ist charmant, aber geschäftstüchtig: Seine Sushi-Wägen stehen in den meisten Einkaufszentren in Salzburg und Umgebung und machen immer guten Umsatz. Und er findet auch noch die Zeit, im Miele Küchenstudio im Gewerbegebiet hinter dem Red Bull Stadion Kochkurse anzubieten, wo man als Rundauge mal so richtig tief in die Geheimnisse der asiatischen Essenzubereitung schauen darf.

Wir sind vor zwei Jahren von München in die Nähe von Salzburg gezogen, waren also nicht wirklich in Sachen chinesisches Essen verwöhnt (München ist da ein ziemliches Niemandsland!). Und jetzt sind wir glücklich, denn wir haben nicht nur das Alpenparadies und die Seenlandschaft vor der Haustür, sondern auch noch einen Tempel der chinesischen Glückseligkeit. Herz, was willst du mehr?

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