Andrew Jackson war noch schlimmer als Trump – was einiges heißen will!

Er ist eine der polarisierendsten Figuren in der amerikanischen Geschichte. Für die einen ist er ein populistischer Vorkämpfer, der mit den Regeln gebrochen hat, um sich für den einfachen Mann einzusetzen. Für die anderen ist er ein Bösewicht. Ein Mann, dessen Politik Gemeinschaften zerstört und irreversiblen Schaden angerichtet hat.

Er war zweifellos der berühmte, wohlhabende Außenseiter mit dem Gespür für das Volk. Er stürmte in die Politik und versprach, den Sumpf trockenzulegen. Er bezeichnete eine Wahl, die er verloren hatte, als gestohlen. Er versprach eine Neuauflage und gewann sie.

Er besetzte die Regierung mit ihm treu ergebenen Anhängern. Er glaubte an Zölle, um die US-Industrie wieder groß zu machen. Er hatte ein Talent dafür, sich Feinde zu schaffen, mit denen er Streit anzetteln und seine Anhänger begeistern konnte.

Er ignorierte Gerichtsurteile. Er erweiterte die Grenzen der Vereinigten Staaten von Amerika um fremdes Territorium. Er hatte ein besonderes Faible für Florida, das damals zu Spanien gehörte.

Ich spreche natürlich vom siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Andrew Jackson, dessen Porträt 2016 vom neuen Präsidenten Donald Trump im Oval Office aufgehängt wurde und der immer noch das Gesicht der 20-Dollarnote prägt.

Wenn wir sagen, Trump sei der schlechteste Präsident in der US-Geschichte, sollten wir vielleicht das Beispiel von Andrew Jackson etwas näher studieren.

Anders als Trump wuchs Jackson in ärmlichen Verhältnissen auf, wurde in einer Holzhütte geboren und verbrachte seine Jugend nicht mit Studieren. Er musste lernen, selbst zu jagen und mit einer Waffe umzugehen. Und anders als Trump, der sich um den Wehrdienst in Vietnam gedrückt hat, war Jackson als Teenager tatsächlich ein junger Soldat im Unabhängigkeitskrieg.

Und die Präsidenten vor ihm waren alle Sklavenhalter aus Virginia oder Harvard-gebildete Anwälte aus Neuengland. Sie waren für ihn  nicht repräsentativ für die einfachen Leute.

Er konnte lesen und schreiben, auch wenn seine Orthografie miserabel war. Er war alles andere als ein dummer Mann, aber er war bestimmt kein Intellektueller. Er war wirklich ein demagogischer Mensch, der keine Achtung vor Traditionen hatte und keine Ehrerbietung gegenüber besser ausgebildeten, erfahreneren Politikerinnen und Politikern besaß, sondern sie als Menschen zweiter Klasse und als politische Rivalinnen und Rivalen betrachtete, die er nach Herzenslust angreifen konnte.

Die Präsidentschaftwahl von 1824 war eine schmutzigen in der amerikanischen Geschichte, mit Verleumdungen und Beleidigungen von beiden Seiten. Sein Gegner war John Quincy Adams, Sohne des zweiten US-Präsidenten und ein Mitglied der Ostküstenelite. Am Ende gab es ein Unentschieden bei den Wahlmännerstimmen, sodass der Kongress entsxcheiden mußte. Und Henry Clay, der eigentlich abgeschlagen als die Nummer drei kandidiert hatte, war das Zünglein an der Waage. Er gab John Quincy Adams seine Unterstützung, der ihm dafür das Amt des Vizepräsidenten zuschanzte.

Für Jackson war das alles ganz klar Wahlbetrug. Zu seinen Anhängern sagte er: „Seht ihr, genau das habe ich gesagt. Warum wurde Herr Nase-in-der-Luft John Quincy Adams Präsident? Hat er wirklich die Wahl gewonnen? Nein, er hat nur einen korrupten Deal mit dem Freund seines Vaters, Henry Clay, gemacht. Und jetzt bekommt Henry Clay tatsächlich die zweitmächtigste Position in der amerikanischen Regierung.“

Und so verlor er die Wahl, aber er gewann den Krieg, weil er 1828 mit überwältigender Mehrheit ins Weiße Haus gewählt wurde. Dort brach er in jeder Hinsicht mit seinen Amtsvorgängern. Die Verfassung gibt dem Präsidenten zwar ein Vetorecht über vom Kongress verabschiedete Gesetze, aber Jackson nutzte das Veto in seiner Amtszeit öfter aus als alle sechs vorherigen Präsidenten. Und das Veto galt nicht nur für Gesetze, die er für verfassungswidrig hielt, sondern für alles, was ihm nicht passte – punkt!

Jackson führte etwas ein, das später als „Spoils System“ bekannt wurde – das Beute-System. Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte die Vorstellung, dass der öffentliche Dienst in Washington unpolitisch sei, dass Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten ernannt wurden und ob sie gute Arbeit leisten konnten. Präsidenten kommen und gehen, aber jemand konnte Jahrzehnte lang dieselbe Position in der Verwaltung bekleiden, wenn er sich als kompetent erwies.

Jackson macht daraus einen Loyalitätstest. „Ich mag dich nicht, auch wenn du eigentlich ziemlich gut in deinem Job bist und ein ehrlicher Mensch zu sein scheinst,“ sagte er: „Nein, mein Mann kommt, du fliegst raus!“

Er stritt sich viel mit dem Kongress, den er als nicht nichtrepräsentativ für den einfachen Mann empfand. Er sah sich als der Verfechter des Volkes gegen die Einmischung der Sumpfbewohner im Kongress.

Von Anbeginn seiner Amtszeit brach er den wohl größten Kampf seiner Präsidentschaft vom Zaum, nämlich Zölle. Zu dieser Zeit waren die Menschen, die von der Weltwirtschaft am meisten profitierten, die Plantagenbesitzer im Süden, insbesondere Baumwollpflanzer.

Jeder wollte damals Baumwolle, und es waren diese Plantagenbesitzer im Süden, die sie in riesigen Mengen produzieren. Deshalb wollten sie freien Handel, weil sie ein Produkt hatten, das die Menschen in Großbritannien und Europa dringend haben wollten. Der Streit führte fast zu offener Rebellion, und viele Historiker sehen darin die eigentlichen Wurzeln des Bürgerkriegs von 1864.

Eines der schrecklichsten Episoden in Jacksons Amtszeit war die Vertreibung der Indianer aus Florida, die von US-Truppen gezwungen wurde, ihre üppigen Stammesgebiete zu verlassen und zu Fuß ins staubtrockene Oklahoma zu wandern, wo sie in Reservate gesperrt wurden. Der so genannte „Trail of Tears“, der Pfad der Tränen, gilt bis heute als eine der brutalsten Fälle von Fremdenfeindlichkeit und Vertreibung in der US-Geschichte. Über 4000 Cherokee-Indianer starben, aber auch Afroamerikaner wurden bei dieser Gelegenheit „entsorgt“, und ein gutes Viertel von ihnen ging an Erschöpfung, Kälte und Hunger zugrunde.

Jackson hatte ein schreckliches Temperament. Die Leute hatten Angst vor ihm. Aber er hatte auch diese andere Seite: Er liebte seine Frau und war ihr absolut treu. Sie war krank und starb, und er pflegte sie persönlich bis zuletzt. Nach ihrem Tod hat er im Grunde nie wieder eine andere Frau angesehen.

Er ging nicht zu Prostituierten. Er hatte keine Geliebte. Er hat sich nicht an seinen Sklavinnen vergangen.  Er verlor im Grunde jegliches Interesse an Liebe und Sex. Im Grunde war sein Herz mit ihr im Grab. In dieser Hinsicht, wenigstens, unterscheidet sich Jackson von Donald Trump. Ansonsten aber sind die Parallelen erstaunlich!

Die gute Nachricht: Amerika hat sich auch von einem Autokraten wie Jackson erholt, auch wenn es dazu noch der blutigsten Auseinandersetzung der amerikanischen Geschichte bedurfte.

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