The Terrible Truth About the “Best Healthcare System in the World”

Some of my American friends have asked me to translate a post I published here a few days ago about the aweful state of healthcare in America, so here it goes:


I am often asked by Germans or Austrians why so many people in America die of Covid-19, even though they supposedly have the best health care system in the world. Most of them are surprised when I tell them that the United States, on the contrary, has one of the worst systems. The most expensive, yes. The most modern hospitals in the world, yes. But these lighthouse clinics are prohibitively expensive for 99% of Americans.

Figure 1: Bang for your bucks: Americans pay more for their health, but get less than all other developed countries.

Over the last three or so decades, the American health care system has gone downhill rapidly. Today, the health status of the US population is worse than in all other developed countries. Firstly, after several decades of improvement, life expectancy has worsened in recent years for some groups of the population, a situation exacerbated by the opioid crisis and the obesity pandemic. Secondly, with the ageing of the baby-boomers, more people in the United States – as all over the world – are living with age-related disabilities and chronic diseases, putting pressure on health systems. In fact, the American health care system is far behind in the price-to-performance ratio of all developed countries!

A pop-up dental clinic in Wise County, Virginia

Timely and accessible health care could alleviate many of these challenges, but the US health care system is failing because it is not able to reliably provide the necessary services to all those who should benefit from them. Poor access to primary care in particular has led to inadequate prevention and treatment of chronic diseases. Delayed diagnoses, incomplete adherence to treatment, wasteful overuse of drugs and technology, and problems of coordination and safety in healthcare are the norm today. Poor people often travel hundreds of miles to visit so-called „pop-up clinics“ in remote corners of America such as the Appalachian Mountains, where dentists provide basic dental care free of charge. Weiterlesen

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Die schreckliche Wahrheit über das angeblich „beste Gesundheitssystem der Welt“

Ich werde oft gefragt von Deutschen oder Österreichern, warum so viele Leute in Amerika gerade an Covid-19 sterben, obwohl sie doch angeblich das beste Gesundheitssystem der Welt besitzen. Die meisten von ihnen sind überrascht, wenn ich ihnen sage, dass die Vereinigten Staaten im Gegenteil eines der schlechtesten Systeme hat. Das teuerste, ja. Die modernsten Krankenhäuser der Welt, ja. Aber diese Leuchtturm-Kliniken sind für 99% der Amerikaner unerschwinglich.

Bild 1: Bang for your bucks: Amerikaner zahlen mehr für ihre Gesundheit, bekommen aber weniger als alle anderen entwickelten Länder.

In den letzten drei Jahrzehnten ist das amerikanische Gesundheitssystem rapide den Bach runtergegangen. Heute ist der Gesundheitszustand der US-Bevölkerung schlechter als in allen anderen entwickelten Ländern. Erstens hat sich die Lebenserwartung, nachdem sie sich mehrere Jahrzehnte lang verbessert hatte, in den letzten Jahren für einige Bevölkerungsgruppen verschlechtert, was durch die Opioidkrise und die ernährungsbedingte Fettsuchtwelle noch verschärft wurde. Zweitens kommt hinzu, dass mit der Alterung der Babyboom-Bevölkerung mehr Menschen in den USA – und überall auf der Welt – mit altersbedingten Behinderungen und chronischen Krankheiten leben, was die Gesundheitssysteme unter Druck setzt. Tatsächlich liegt ds amerikanische Gesundsheitssystem, was das Preis-Liestungs-Verhältnis angeht, unter allen entwickelten Ländern weit abgeschlagen an letzter Stelle!

Eine Pop-up Dentalklinik in Wise County, Virginia

Eine rechtzeitige und zugängliche Gesundheitsversorgung könnte viele dieser Herausforderungen mildern, doch das US-Gesundheitssystem versagt, da es nicht in der Lage ist, allen, denen sie nutzen sollte, die erforderlichen Leistungen zuverlässig zu erbringen. Insbesondere der schlechte Zugang zur Primärversorgung hat zu unzureichender Prävention und Behandlung chronischer Krankheiten geführt. Verzögerten Diagnosen, unvollständiger Therapietreue, verschwenderischer Überbeanspruchung von Medikamenten und Technologien sowie Probleme mit der Koordination und Sicherheit im Gesundheitswesen sind heute die Norm. Arme Leute reisen oft Hunderte von Meilen, um so genannte „Pop-up Clinics“ in entlegenen Winkeln Amerikas wie den Appalachen zu besuchen, wo Zahnärzte freillig und kostenlos eine elementare Dentalversorgung anbieten. Weiterlesen

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A Short History of the Crapper

The history of the toilet begins at that moment when our ancestors stood up and began to move on two legs instead of on all fours. They probably didn’t think about where to relieve themselves. There are hardly any archaeological finds that point to the hygienic habits of early homo sapiens, so we must assume that they simply squatted down behind the next convenient bush. Only when people settled down and started to live in large groups did the question of where to go become relevant at all. It wasn’t about health – at that time nobody knew about bacteria and transmittable diseases – but about the noxious odors.

Fortunately, humans have a natural aversion to their own excrements, and so the question of where to put them became relevant at a very early stage. At some point the idea of the water closet was born. The first examples can be seen in the palace of King Minos in Knossos on Crete. The palace had four sewage systems that flowed into large stone cesspools. The king’s toilet, dating from 1,700 BC, already had a wooden toilet seat and a water box.

Sadly, the knowledge of this technology later disappeared again. Moses was very concerned about the disposal of feces. In the fifth book of the Pentateuch, the Deuteronomy, it says: „You shall have a corner in the forecourt of the camp where you can exit. In your baggage you shall have a shovel, and if you want to squat outside, dig a hole with it and then cover your need again!

500 years later, Jerusalem had a dense network of pipes and tubes for sewage disposal, which were regularly emptied, and the contents brought outside the city walls through the so-called Dung Gate. Weiterlesen

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Wer hat Angst vor Künstlicher Intelligenz?

Das weltweite Hauptquartier von IBMs KI-Computer Watson steht in München (Quelle: IBM)

 

Dies ist die Einleitung zu meinem neuen Buch, „Erfolgsfaktor Künstliche Intelligenz -KI in der Unternehmenspraxis: Potenziale erkennen, Entscheidungen treffen“, das im Herbst im Karl Hanser Verlag erscheint. Meinen Facebook-Freunden und Blog-Lesern gebe ich an dieser Stelle gerne eine kleine Vorschau, denn der Appetit kommt bekanntlich beim Essen.

Es ist wohl das Beste, wenn wir unseren Lesern gleich zu Beginn dieses Buchs reinen Wein einschenken: Es gibt keine Künstliche Intelligenz – jedenfalls nicht das, was wir uns so landläufig unter Intelligenz vorstellen, nämlich die Fähigkeit, seinen Verstand zum Erkennen und Beurteilen der Dinge um uns herum einzusetzen. Oder, wie Wikipedia schreibt, „aus einer inneren Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen eine Erkenntnis zu formen“.

Dabei müssen wir aber zunächst einmal zwischen Erkennen und Beurteilen unterscheiden. Wahrnehmen, ja das können Maschinen und Roboter mittlerweile sehr gut, besser sogar als der Mensch dank moderner Bild- und Mustererkennung. Nur mit der Beurteilung, da hapert es. Beurteilung ist wie Intuition die Fähigkeit, aus scheinbar zusammenhanglosen Wahrnehmungen und Erkenntnissen zu neuen Einsichten zu gelangen, ohne dabei unbedingt den Verstand gebrauchen zu müssen. Intuition ist also eng mit Kreativität verwandt und hat viel mit dem Unterbewusstsein zu tun – etwas, das dem Computer notgedrungen fehlt, denn Maschinen haben kein Bewusstsein, ergo auch kein Unterbewusstsein.

Fachleute unterscheiden deshalb auch ganz klar zwischen starker KI und schwacher KI. Starke KI, auch full AI oder Artificial General Intelligence (AGI) genannt, ahmt die mentalen Fähigkeiten und Funktionen des menschlichen Gehirns nach. Sogenannte Cognitive Computer wie IBMs Watson machen das sogar sehr gut, aber sie ahmen eben nur nach – selbst Watson kann nicht denken wie ein Mensch. Er kann nur so tun, als ob.
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Wohin steuert die Logistikbranche?

Im Jahr 2030 werden voraussichtlich etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Dies stellt die Logistikbranche vor massive Herausforderungen. Wenn sich Bevölkerung vom Land in die Stadt zieht, wird der Konsum in den Städten zunehmen – ebenso wie die Logistikströme in die Städte und aus den Städten heraus.

Gleichzeitig werden die Versorger zunehmend Mühe haben, sich in einer energiebeschränkten, kohlenstoffarmen Welt zu behaupten. Zum einen werden die Kosten der Emissionen von denjenigen getragen werden müssen, die die Vorteile nutzen, und zwar nicht getrieben durch Regulierung, sondern auch durch Veränderungen im Verbraucherverhalten. Die Lieferketten werden von technologischen Verbesserungen profitieren, die eine signifikante Kontrolle in Echtzeit ermöglichen, was zu einer größeren Flexibilität führen wird.

Die Logistik wird durch die Entwicklung einer kontinuierlichen Echtzeit-Kontrolle des Warenflusses effizienter werden. Echtzeit-Kontrollsysteme ermöglichen es Logistikdienstleistern und ihren Kunden, viele Geschäftsprozesse über Internet-Schnittstellen zu überwachen und zu steuern. Weiterlesen

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Der Witzbold von der traurigen Gestalt

Mach’s gut, alter Witzbold! (Foto: Future Image)

Norbert Blüm war leider in der falschen Partei. Er wäre ein toller Sozialdemokrat gewesen, aber er war leider ein Pfälzer Sozialkatholik, und da kam für ihn nur die CDU infrage. Als ich ihm das gesagt habe hat er gelacht.

Er hat überhaupt sehr gerne gelacht. Wir sind auf den Marienberger Tagen in Südtirol mal gemeinsam aufgetreten. Abends sind wir mit unseren Ehefrauen im Wirtshaus zusammengesessen, und Norbert hat Witze erzählt. Er war der beste Witzeerzähler, den ich je kennengelernt habe, und unser Wirt war genauso einer. Die beiden haben sich drei Stunden lang gegenseitig aufgeschaukelt: Ein Witz ergab den nächsten, und uns allen hat der Bauch anschließend wehgetan vor lauter Lachen.

Dazwischen hat er uns ein bisschen von seinem Leben erzählt, und das war alles andere als witzig. Seine Tochter hat einen Mann geheiratet, der für eine große Firma nach Russland ging und sich dort in eine russische Oligarchentochter verknallt hat. Vorher haben sich die beiden ein Haus gekauft, und weil das Geld nicht gereicht hat, ist Norbert mit einer Bürgschaft eingesprungen. Der junge Mann hat sich aus Moskau gemeldet und mitgeteilt, dass er erstens nicht zurückkommen und er zweitens keinen Cent mehr abbezahlen werde.

Norbert hat zehn Jahre lang alles Geld, was er aus seiner Pension als Minister und Abgeordneter bekam, an die Bank abführen müssen. Die Tochter saß inzwischen allein mit den Enkelkids daheim. Dass er sich später noch eine Blutvergiftung zugezogen hat, an der er letztlich auch gestorben ist, war nur noch eines obendrauf. Jeder andere wäre verbittert gestorben – aber wenn ich an Norbert Blüm denke, höre ich ihn nur laut lachen. So möchte ich ihn auch in Erinnerung behalten. Mach’s gut, du alter Witzbold!

 

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Covid statt Senizid: Schluss mit der lästigen Handarbeit!

Allen, die mich für ein zynisches, empathieloses Arschloch halten (und ich weiß, dass es unter meinen Facebook-„Freunden“ einige davon gibt) sei die Lektüre der Kolumne „Quergeschrieben“ von Karl-Peter Schwarz in der heutigen Ausgabe der Wiener Presse empfohlen. Ich nehme an, der Herr ist ohnehin der Erfinder des „Schwarzhumors“, aber gegen den bin ich ja ein lammfrommer Philanthrop!

Sein Thema ist „Ahnlvertilgung“, ein Begriff, den einst Helmut Qualtinger prägte und der wissenschaftlich als Senizid bekannt ist. Es handelt sich um die über weiten Teile der Menschheitsgeschichte geübten Praxis, diejenigen zu beseitigen, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keinen ausreichenden Nutzen mehr für Gesellschaft und Familie zu erbringen imstande waren.

Schwarz zitiert aus dem Buch Senizid und Altentötung des Essener Pädagogen Raimund Pousset, dessen Untertitel lautet: „Ein überfälliger Diskurs“. Meist, so Pousset, sei diese Tötung aus ökonomischen Gründen religiös verbrämt worden, oft eingeleitet durch ein rituelles Trinkgelage, and dem die Betroffenen teilenehmen durften oder auch nicht, nach dem Motto: Besoffen stirbt sich’s leichter. Weiterlesen

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Die Macht der Virologen, oder: Was kostet ein Menschenrecht?

Wir erleben in Europa nicht nur eine schreckliche Pandemie, sondern auch den größten Angriff auf die Menschenrechte seit 1945. Covid-19 muss als Entschuldigung herhalten für das Aussetzen der Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG), der Freizügigkeit (Art. 11), der Berufsfreiheit (Art. 12) und der freien Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2). In Österreich wird sogar – mit breiter Zustimmung aus der Bevölkerung – über die zwangsweise Einführung einer App nachgedacht, um die Bewegungen jedes Bürgers aufzeichnen um notfalls nachweisen zu können, wer sich mit wem getroffen und dabei womöglich den Virus weitergegeben haben könnte – ein Angriff auf das Fernmeldegeheimnis (Artikel 10).

Ich diskutiere mit meinen Facebook-Freunden gerade sehr engagiert über dieses Thema, wobei es ungefähr 2 zu 1 zwischen denen steht, die mich für ein zynisches, empathieloses Arschloch halten (was einige sogar dazu bewogen hat, mich zu „entfreunden“) und denen, die mir mehr oder weniger kritisch zustimmen.

Ich habe mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass jedes Jahr weltweit vermutlich zwischen 290.000 und 645.000 Menschen an Atemwegserkrankungen infolge einer Influenza-Infektion sterben, so die neueste Schätzung eines internationalen Forschernetzwerks unter Federführung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. (Quelle: Pharmazeutische Zeitung). Aber keiner käme auf die Idee, deswegen Grundrechte auszusetzen.

Äpfel und Birnen

Natürlich weiß ich, dass ich in gewissem Sinne Äpfel und Birnen vergleiche, denn Coronaviren können grundverschieden sein, und von Covid-19 wissen wir viel zu wenig. Es könnte ähnlich sein wie sein enger Verwandter, das SARS-CoV, das gleich zweimal zuschlug, nämlich 2002 und 2004, das aber beinah ebenso schnell wieder verschwand, wie es gekommen ist dank schneller Isolierung der Befallenen und rigorosem Testen von Reisenden aus den befallenen Gebieten. Insgesamt gab es 8.098 gemeldete Fälle von SARS und 774 Todesfälle.

MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) trat 2012 zunächst in Saudi-Arabien auf und wurde anfangs auch als eine Riesenbedrohung der Menschheit dargestellt. Tatsächlich gab es aber nur 2.494 Fälle und 858 Tote.

Ein Jahr später tauchte das als „Vogelgrippe“ bekanntgewordene Influenzavirus A H7N9 auf und verursachte 1.568 Erkrankungen und führte zu 616 Todesopfern. Jede dieser Viren war anders, sowohl in der Ausbreitungsgeschwindigkeit als in der Mortalität.

Vor allem der Vergleich mit der „gewöhnlichen“ Grippe führt nicht weiter, zumal wir dafür Impfstoffe haben und gegen Covid-19 (noch) nicht. Grippeviren verändern sich regelmäßig, was stets die Entwicklung neuer, oder wenigstens die Anpassung des alten Impfstoffs vom Vorjahr erforderlich macht.

Wir wissen, dass wir nichts wissen

Von Covid-19 wissen wir (noch) nicht, ob und wie schnell es mutiert. Wir wissen nicht, wie viele Menschen sich tatsächlich angesteckt haben, wie tödlich das Virus ist, wo er wirklich herkommt und welche Rolle Kinder bei der Verbreitung spielen, ob es wie die Grippe bei warmem Wetter von alleine verschwinden wird und wie lange ein Genesener danach immun gegen eine Wiederansteckung ist. Das sind eine Menge Unbekannter in der Gleichung, und das macht vielen Menschen verständlicherweise Angst.

Was wir aber mit ziemlicher Sicherheit wissen ist, dass die Maßnahmen gegen Covid-19 ohne Rücksicht auf die Menschenrechte der Bürger in Europa und Amerika beschlossen worden sind. Die einzigen, die heute das Ohr der Politiker haben, sind Virologen und Pandemieexperten. Hat denn in jüngster Zeit jemand meinen Freund Dieter Kempf, seines Zeichens Präsident des BDI und damit Deutschlands oberster Industrieller, nach seiner Meinung gefragt? Die Politik wohl nicht – auch nicht Frau Merkel.

Wir wissen aber, dass es gerade diese Maßnahmen sind, die drohen, die größte Weltwirtschaftskrise seit 1929 auslösen.

Wir hier in Europa auf unserer Insel der Seligen, ausgestattet mit einem üppigen sozialen Auffangnetz, mit Kranken- und Arbeitslosenversicherung, mit Härtefall-Fonds und Kurzarbeitsgeld, haben keine Ahnung, was das für den Rest der Welt gerade bedeutet. Aber wir sind trotzdem bereit, unsere Grundrechte herzugeben – für die unsere Ahnen gekämpft, geblutet und gestorben sind, und um die uns der Rest der Welt beneidet!

Viren töten – Wirtschaftskrisen auch!

Bevor alle jetzt zu Facebook wechseln und mich aus ihren Freundeslisten streichen, lasst mich bitte klarstellen: Ich bin für Quarantäne bei Infektionsverdacht. Ich bin dafür, Ärzte und Pflegepersonal besser auszurüsten und zu schützen. Ich übe selbst seit mehr als zwei Wochen soziale Distanzierung, trage Handschuhe und Maske beim (seltenen) Gang zum Supermarkt, und ich wasche mit täglich mehrmals die Hände.

Aber ich bin absolut gegen dieses panikartige Herunterfahren der gesamten Volkswirtschaft, das ungeahnte, aber mindestens ebenso katastrophalen Folgen haben wird – auch tödliche!

Das betrifft zum einen alle Menschen ohne ausreichende Krankenversicherung – in Amerika sind das immerhin fast 28 Millionen. Rund 12 Millionen davon sind so genannte „nichtdokumentierte Fremde“. Und es sind mehr als 500.000 Obdachlose darunter, die sich beim besten Willen nicht zu Hause einsperren können – sie haben ja keines – und denen es auch schwerfällt, sich regelmäßig die Hände zu waschen.

Es betrifft auch Millionen armer Menschen nicht nur in der Dritten Welt, denen die Lebensgrundlage entzogen wird und denen schlimmstenfalls der Hungertod droht. Und es betrifft Millionen auch bei uns, die aus Angst vor Arbeitslosigkeit und der Vernichtung ihrer Existenzgrundlage den Freitod suchen werden, wie die Spekulanten an der Wall Street, die 1928 lieber aus dem Hochhausfenster gesprungen sind als in den wirtschaftlichen Ruin zu starren.

„Wir haben gar keine Wahl“, sagte Donald Trump letzte Woche, nachdem er eine Verlängerung der Richtlinien zur sozialen Distanzierung in den USA bekanntgegeben und sich selbst gleich zweimal hatte testen lassen – ohne Ergebnis. Wie so vieles, was The Donald von sich gibt, war das leider auch gelogen: Eine Wahl gibt’s immer. Fragt sich nur, welche.

Es blieb – wieder einmal – der besten Wirtschaftszeitung der Welt, dem Economist, vorbehalten, die verbotene Frage zu stellen, nämlich: „Um welchen Preis?“

Die Instinktreaktion der meisten Menschen, vor allem derjenigen, die für uns die politischen Entscheidungen über die Reaktion auf Covid-19 treffen müssen, scheint zu lauten: „Um keinen!“ Die Vorstellung, dem Leben eines Menschen einen monetären Wert beizumessen und die Messlatte des Utilitarismus mit seiner rein zweckorientierten Ethik („der größte Nutzen für die meisten Menschen „) in einer Pandemie anzuwenden, ist ihnen ein Gräuel.

Geld oder Leben

Dabei ist die Bewertung von Menschenleben längst ein akzeptiertes statistisches Werkzeug in einer ganzen Reihe anerkannter Disziplinen wie Wirtschaft, Gesundheitswesen, Adoption, politische Ökonomie, Versicherung, Arbeitssicherheit, Umweltverträglichkeit und Globalisierung. Ja, unsere Rechtssysteme zumindest in zivilisierten Ländern bauen auf dem Grundsatz auf, dass ein Menschenleben unbezahlbar ist, seine Würde unantastbar. Deshalb sind wir uns ja auch alle einig, dass Sklaverei unmenschlich ist.  Aber in der Tagespraxis, nämlich überall dort, wo wir mit einem begrenzten Angebot an Ressourcen oder infrastrukturellem Kapital (z.B. Krankenwagen) oder Fertigkeiten konfrontiert sind, ist es oft einfach unmöglich, jedes Leben zu retten. In einem solchen Fall müssen wir gewisse Kompromisse eingehen.

Das Wissen um den Wert des Lebens ist hilfreich bei der Durchführung einer Kosten-Nutzen-Analyse, insbesondere im Hinblick auf die öffentliche Ordnung. Um zu entscheiden, ob sich eine Politik lohnt oder nicht, ist es wichtig, Kosten und Nutzen genau zu messen. Öffentliche Programme, die sich mit Dingen wie Sicherheit (z.B. Autobahnen, Krankheitskontrolle, Wohnen) befassen, erfordern genaue Bewertungen, um die Ausgaben zu budgetieren.

Wo Ressourcen begrenzt sind, sind Kompromisse unvermeidlich, selbst bei möglichen Entscheidungen über Leben oder Tod. Die Zuweisung eines Wertes für das individuelle Leben ist ein möglicher Ansatz, um zu versuchen, rationale Entscheidungen über diese Kompromisse zu treffen. Unterschiedliche Länder weisen einem Menschenleben durchaus unterschiedliche Werte zu. In den USA legt man bei der Behandlung von Nierenerkrankungen einen so genannten „Dialyse-Standard“ an, der zwischen $50.000 und 60.000 liegt. Stanford-Professor Stefanos Zenios, dessen Team die Kosteneffizienz der Nierendialyse berechnete, fand heraus, dass der Wert eines Lebens („Value of Statistical Life„, oder VSL), der die damalige Dialysepraxis impliziert, im Durchschnitt etwa $129.000 USD pro qualitätsbereinigtem Lebensjahr (Quality Adjusted Life Year, oder QALY) beträgt. Er fasste das so zusammen: „Wenn Medicare für die Behandlung von Patienten durchschnittlich $129.000 zusätzlich zahlen würde, erhielten sie im Durchschnitt ein weiteres qualitätsbereinigtes Lebensjahr“.

Der tägliche Kuhhandel um Menschenleben

Genau in diese Wunde bohrt der Economist, wenn er in seiner aktuellen Titelstory auf die Notwendigkeit des Abwägens hinweist. Solche Kuhhandel, so die Autoren, müssen Ärzte in den Zeiten von Covid-19 jeden Tag vornehmen, oft unter furchtbarem moralischem Druck:

Eine allgemeine Lösung, die sowohl von Moralphilosophen als auch von Ärzten angeboten wird, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Ressourcen – in diesem Fall Personal, Material und Ausrüstung – auf die Patienten ausgerichtet werden, die die größten Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und die die größte Lebenserwartung haben. Aber hinter einer so einfach erscheinenden utilitaristischen Lösung liegen einige brutale Entscheidungen.

Nehmen Sie den Mangel an Beatmungsgeräten. Viele Patienten, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, werden irgendwann eines brauchen. Wenn man es zu früh zur Verfügung stellt, verzichtet ein anderer auf ein Beatmungsgerät. Wenn es aber wirklich gebraucht wird, wird es schnell gebraucht werden. In einem Artikel des ‚New England Journal of Medicine‘ heißt es, wenn Beatmungsgeräte von Patienten, die von ihnen abhängig sind, zurückgezogen werden, werden diese ‚innerhalb von Minuten sterben‘.

Die Entscheidung über die Beatmung wird dann zu einer Entscheidung über Leben oder Tod. Kommt ein junger Patient an, der ein Beatmungsgerät benötigt, und es steht keins zur Verfügung, könnte man ja ein solches Gerät von einem anderen Patienten entfernen, der als weniger überlebenswahrscheinlich gilt. In Extremsituationen kann es sogar jemandem abgenommen werden, der zwar überleben könnte, der aber eine kürzere Lebenserwartung hat. Solche Rahmenbedingungen begünstigen weder ältere Patienten noch solche mit Gesundheitsproblemen.

Covid-19, so der Economist, verlangt viele solcher „trade-offs“ in allen Bereichen. Jede Maßnahme hat Folgen, viele von ihnen unerwartet. Deshalb sei es wichtig, wenn Entscheidungen auf einer möglichst breiten Datenbasis und transparent getroffen werden. Der Bürger muss wissen, warum von ihm Opfer und Verzicht bis hin zur Aufgabe seiner Grundrechte verlangt wird. „Wir hatten keine andere Wahl“ genügt nicht zur Begründung.

Kompromisse, so weit das Auge reicht

Idealerweise sollten weltweit die gleichen Entscheidungsvoraussetzungen gelten. Das ist jedoch offensichtlich nicht der Fall. Wohin man auch schaut, Covid-19 wirft ein Miasma solcher Kompromisse auf. Wenn Florida und New York unterschiedliche Ansätze verfolgen, begünstigt das zwar die Innovationen und führt zu Programmen, die auf die lokalen Bedingungen und Präferenzen der Bevölkerung abgestimmt sind, birgt aber auch die Gefahr, dass die Fehler eines Staates auf andere Staaten übergreifen. Wenn China seine Grenzen für Ausländer fast vollständig schließt, stoppt es importierte Infektionen, aber es behindert auch ausländische Unternehmen. Eine gewaltige Anstrengung zur Herstellung und Verteilung von Covid-19-Impfstoffen wird Leben retten, aber sie könnte Programme beeinträchtigen, die Kinder vor Masern und Polio schützen.

Der Economist fordert vor diesem Hintergrund Regierungen auf, sich an drei Prinzipien zu halten. Die erste sei Systematik. Die nach dem Dialyse-Standard errechneten $60.000 sind ist kein echtes Geld, sondern eine buchhalterische Hilfsgröße, die es erlaubt, sehr unterschiedliche Dinge wie Leben, Arbeitsplätze und den Kampf um moralische und soziale Werte in einer komplexen Gesellschaft zu vergleichen. Je größer die Krise, desto wichtiger sind solche Messungen. Wenn ein Kind in einem Brunnen festsitzt, wird der Wunsch nach grenzenloser Hilfe vorherrschen – und das sollte auch so sein. Aber in einem Krieg oder einer Pandemie können die Verantwortlichen nicht der Tatsache entgehen, dass jede Maßnahme enorme soziale und wirtschaftliche Kosten verursacht. Um verantwortungsbewusst zu sein, muss man sich gegeneinander abwägen.

Deshalb müsse das zweite Prinzip sein, vernünftige Kompromisse einzugehen, um denjenigen zu helfen, die auf der Verliererseite stehen. Arbeitnehmer, die bei Zwangsschließungen entlassen wurden, verdienen zusätzliche Hilfe; Kinder, die in den Schulen keine Mahlzeiten mehr bekommen, müssen mit Lebensmitteln versorgt werden. Ebenso muss die Gesellschaft den Jungen helfen, wenn die Pandemie abgeklungen ist. Obwohl die Krankheit sie weniger stark bedroht, wird der größte Teil der Last auf sie fallen, heute und in Zukunft, wenn die Länder ihre zusätzlich aufgenommenen Kredite und damit die Zeche fürs Überleben zurückzahlen müssen.

Als dritten Grundsatz fordert der Economist die Länder auf, sich anzupassen. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen werde sich im Laufe der Pandemie verändern. Ausgangssperren kaufen wertvolle Zeit. Wenn sie aufgehoben werden, wird sich Covid-19 wieder unter den noch anfälligen Menschen ausbreiten. Aber die Gesellschaften müssten sich inzwischen auf die nächste Welle vorbereiten – was sie leider vor der Ersten nie getan haben. Sie müssten ihre Gesundheitssysteme massiv aufrüsten, mit mehr Notfallbetten, mehr Beatmungsgeräten und zusätzliches und besser ausgebildetes – und bezahltes – Personal. Sie können neue Wege zur Behandlung der Krankheit untersuchen und eine Armee von Test- und Suchteams rekrutieren, um neue Cluster auszulöschen. All das würde die Kosten für die Öffnung der Wirtschaft senken.

Aber niemand kann garantieren, dass neue Behandlungsmethoden gefunden werden, und die neuen Tests könnten scheitern. Egal wie es ausgeht, unsere Volkswirtschaften werden bis zum Sommer zweistellig schrumpfen. Die Menschen werden monatelang in geschlossenen Räumen gelebt haben, was sowohl dem sozialen Zusammenhalt als auch ihrer psychischen Gesundheit schadet. Eine jahrelange Abriegelung würde Amerika und die Eurozone etwa ein Drittel des Bruttoinlandprodukts kosten. Die Märkte würden zusammenbrechen und Investitionen versickern. Die Kapazität der Wirtschaft, sich selbst am eigenen Zopf aus dem Schlammassel zu ziehen, würde verkümmern. Die Innovation geriete ins Stocken, wichtige berufliche Fähigkeiten verkümmern. Selbst wenn viele Menschen sterben, könnten die Kosten der Distanzierung am Ende des Tages größer sein als die Vorteile. Das ist eine Seite der Kompromisse, die noch niemand zuzugeben bereit ist.

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Can you drink wine that has turned to vinegar?

Ein Juwel unter den Essigen

I really love Quora because sometimes answering the questions people ask there means you have to dig down deep to fill out the information already stored in your head. This happened to me again when someone asked if it’s okay to drink wine that has turned to vinegar.

I have tasted drinking vingear numerous times, and a few years ago there was a real craze going on, with gourmet restaurants offering patrons separate „vinegar cards“ with dozens of different crus.

Of course, vinegar has been a popular aperitif and digestif for centuries, and not simply for reasons of taste, but because of its proven beneficial properties. It is known to stimulate the metabolism and support protein digestion. The famous medieval mystic Hildegard von Bingen (1098-1179) was all for it, and Hippocrates recommends vinegar as a cure for respiratory diseases and digestive disorders. Roman legionaries carried canteens filled with a mixture of vinegar and water, called „Posca“, which was probably a good idea given the quality of the water in ancient times. Weiterlesen

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Von einem der auszog, in Österreich ein Härtefall zu werden

Es klang ja hoffnungsvoll: Österreich wird den Freien und Selbständigen, denen dank Corona das Geschäft über Nacht weggebrochen ist, finanziell unter die Arme greifen, kurzfrisitig und unbürokratisch. Im Wege des so genannten Härtefall-Fonds sollen Mitglieder Freier Berufe (z.B. im Gesundheitsbereich), Ein-Personen- und Kleinstunternehmer mit weniger als 10 Beschäftigen, so genannte „Neue Selbständige“ wie Journalisten, Vortragende, Künstler  und Psychotherapeuten sowie Freie Dienstnehmer wie EDV-Spezialisten oder Nachhilfelehre einen Zuschuss bekommen, der von der Wirtschaftskammer (WKÖ) ausbezahlt werden soll – auch wenn sie keine Kammermitglieder sind.

Nun muss man dazu wissen, dass gerade solche Freiberufler in Österreich mit am härtesten betroffen sind, weil es bei ihnen kein Arbeitslosengeld wie bei Angestellten gibt. Von heute auf morgen brechen die Einnahmen weg, weil Aufträge storniert und Veranstaltungen abgesagt werden, die für sie den Löwenanteil ihrer Einkommen ausmachen.

Über Nacht entstand also auf der WKÖ-Homepage ein Portal, wo man nur auf einen Online-Knopf zu drücken braucht, ein paar einfache Fragen beantworten, und schon sollte es in bester Verona Feldbusch-Manier heißen: „Hier werden Sie geholfen!“

Doch wie so oft im Leben steckt der Teufel auch beim WKÖ im Detail. Genauer: In der Programmierung ihrer Website. Denn da wurde offenbar unter Zeitdruck gearbeitet und mit der heißen Nadel gestrickt. Ergebnis: Es geht nichts! Weiterlesen

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